Sjötorp – Toreboda

Wir wollen in ein paar Tagen mit einer Fähre über den Vättern fahren. Für den 4.7. haben wir eine Fährüberfahrt von Karlsbor nach Mottala gebucht. Wenn wir aber so weiterfahren, wie wir es im Vorfeld der Tour geplant haben, dann sind wir eine Woche früher in Karlsborg. Unsere Hoffnung eine andere Lösung zu finden, um über den See zu kommen, mit anderen Booten hat sich in Gesprächen in den Touristenbüros in den letzten Tagen zerschlagen. Also wollen wir einfach langsamer tuen. Damit haben wir heute angefangen. Kürzere Teilstrecken und Ruhetag, die nicht vorgesehen waren, wollen wir einlegen, um die Zeit zu überbrücken.
Als wir heute morgen anfangen wollten, einzupacken, begann es zu regnen. Also frühstückten wir erstmal in Ruhe in dem Shelter neben unserem Zelt. Viel später als üblich kamen wir los. Wir planten aus obigen Gründen zunächst den nächsten Campingplatz, mal gerade 25 km weiter anzusteuern. Wir nahmen uns dafür viel Zeit. An jeder Schleuse machten wir eine kurze Pause, um die Schleusenvorgänge genau zu beobachten. Wir machten jede Menge Fotos von Schiffen auf dem Kanal. Es beeindruckt uns sehr, was man da 1820 mit der damaligen Technik geschaffen hat. Und Kanal und Schleusen funktioniert heute noch ohne große Veränderungen. Die Tore der Schleusen sind erneuert und werden jetzt elektronisch betrieben. Aber das Mauerwerk, die Wälle des Kanals so wie damals gebaut, nur gelegentlich repariert. In Lyseboda machten wir eine Kaffeepause. Hier, wie in Sjötorp standen in Schleusennähe jede Menge Wohnmobile. Die vielen Wohnmobile und Stellplätze waren uns schon mehrfach in den Städten und auf den Campinplätzen aufgefallen. Man bietet den Anhängern dieser Art von Urlaub jede Menge Parkraum an. Aber hier am Kanal ist es besonders ausgeprägt. Man hat den Eindruck, jeder Schwede hat ein Wohnmobil. Teilweise sieht man mehr Wohnmobile als Autos.

Die Fahrt am Kanal ist wunderschön. Der Weg ist in gutem Zustand. An den Schleusen muss man immer mal wieder steil rauf. Das Wetter ist gut und die Sonne scheint, es ist angenehm warm. In Hajtrup legen wir die nächste Pause ein. Hier besuchen wir ein kleines Heimatmuseum mit einer Kunstbutik und finden auf der Wiese eine Bank für den obligatorischen Mittagsschlaf. Es beginnt jedoch zu donnern und als wir uns gerade aufmachen wollen zum in der Nähe liegenden Shelter, beginnt es zu schütten und wir bitten im Heimatmuseum um Asyl. Das Gewitter hat einen Temperatursturz verursacht. Jedoch nach gut einer Stunde konnten wir weiterfahren und erreichten etwas durchfroren unser Ziel Toreboda.

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Mariestad – Sjötorp

Wir sind am Gotakanal. Viele Kilometer waren es ja nicht mehr von Mariestad bis Sjötorp.

Was waren wir heute morgen froh, als wir ein Hinweisschild auf einen Radweg nach Sjötorp am Ortsausgang von Mariestad fanden. Vor 16 Jahren war es sehr mühsam gewesen auf Nebenstraßen einen geeigneten Weg nach Sjötorp zu finden. Die Streckenführung war zunächst auch sehr gut und wir könnten die erste kritische Stelle, die wir damals in unserem Tagebuch dokumentiert hatten, gut umfahren. Es gab einen neuen Radweg an einer Bahntrasse entlang, den es damals noch nicht gab. Doch dann endete diese neue Route und bisher gut ausgeschilderte Route halbe Strecke nach Sjötorp plötzlich in Hässlerör und wir mußten auf eine stark befahrene Straße. Da wir die restlichen 16 km jedoch nicht auf dieser Straße fahren wollten, entschieden wir uns paralelle Feldwege zu nutzen, die wir damals auch benutzt hatten. Auf Grund unserer Einträge ins damalige Tagebuch, die ich mit Google Maps abgeglichen hatte, habe ich die Route fürs GPS rekonstruiert. So war der Weg, der immer schlechter wurde und letztlich in einem wunderschönen Pfad endete, leicht zu finden. Jedoch fragten wir uns, wie wir damals ohne GPS und nur einer 100000-er-Karte, der man den ungefähren Weg entnehmen könnte, geschafft haben. Der entscheidende Abzweig war kaum zu erkennen. Jedenfalls führte der Weg durch eine schöne Landschaft, zu einer Art Landhaus. Kaum sah uns der Besitzer auf dem Weg zu seinem Haus, kam er auf uns zugestürmt und machte uns Vorhaltungen und schimpfte auf die Deutschen, die schwedische Regeln mißachten. Wir waren uns keiner Schuld bewusst, denn der Weg war in allen Karten eingetragen, sein Landhaus jedoch nicht. Eine Beachtung seiner Regeln hätte bedeutet, dass wir mehrere Kilometer hätten zurückfahren müssen, davon einen Kilometer schieben über Stock und Stein. Wir haben uns höflich entschuldigt und Interesse am seinem Gutshof gezeigt, so dass er uns letztlich passieren ließ.
Der nächste Knackpunkt kam wenige Kilometer später. Wir befuhren die alte Landstraße parallell zur neuen und standen plötzlich vor einem Zaun. Der vorher so übel gelaunte Gutsbesitzer hatte uns vor der Weiterfahrt noch einen Tipp gegeben, wie es an dieser Stelle weitergeht. „Öffnet das Tor, geht über die Straße zum gegenüberliegenden Tor, schiebt die Räder am Zaun entlang und ihr kommt wieder auf die alte Landstraße“. Keine Hinweisschild. Nichts. Also radfahrfreundlich ist die zweite Hälfte der Strecke von Mariestadt nach Sjötorp wirklich nicht. So schön der erste Teil von Lidköping bis Hasslerör auch ist. Hoffentlich wird an der Strecke weiter gebaut.

Zunächst führen wir zur Kirche von Sjötorp, die an der Straße auf ihr Sommer-Cafe hinwies. Die Kirche war in Anlehnung an die Arche Noahs ganz aus Holz erbaut. Im Gemeindehaus bekamen wir einen Kaffee und viele gute Hinweise für den Weg am Götakanal. Schnell fanden wir danach den Schelter an Schleuse 1, wo wir heute übernachten wollten. Und jetzt sitzen wir in der Abendsonne an Schleuse 1, mit Blick auf den See und den Hafen. Einfach traumhaft.

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Midsommer in Mariestad

Gestern, nachdem ich meinen Bericht abgeschickt hatte, kamen wir mit zwei jungen Männern ins Gespräch, die ebenfalls wegen dem Dauerregen, der draußen herunterging, im Fernsehzimmer saßen, wohin wir gegangen sind, um unsere Gerätschaften aufzuladen. Es stellte sich heraus, dass sie Deutsche waren und ebenfalls auf Radtour. Sie waren vor 12 Tagen in Berlin gestartet, über Rostock, Kopenhagen, Malmö, Halmstad zum Vättern und waren jetzt auf dem Rückweg. Ebenso, wie wir, hatten sie die Feststellungen gemacht, dass Schweden wohl nicht auf Radtour gehen. Wenn man Radtouristiker trifft, sind es Nichtschweden, die die landesweiten Routen nutzen. Wir tauschten unsere Erfahrungen aus und konnten sie zur Strecke bis Göteborg, wohin sie wollten ein wenig beraten. Es wurde ein netter Abend, der für unsere Verhältnisse spät wurde.
Es hat bis heute morgen geregnet und wir hatten uns schon gestern entschieden, in Mariestad zu bleiben, einen Ruhetag einzulegen und zu sehen, wie man in dieser Stadt Midsommer begeht. Wir hatten auf unserem bisherigen Weg immer wieder Hinweisschilder zu Mitsommerfestivitäten gesehen. In der Rezeption des Campingplatzes erläutere man uns, wo in Mariestad die Festlichkeiten stattfinden. Sie werden von der ökumenischen Gemeinde ausgetragen und finden ganz in der Nähe in einem Haus namens Bäcken statt. Zuerst blieb aber noch Zeit eine Runde durch die Mariestad zu machen. Mitsommer hat in Schweden die gleiche Bedeutung wie Weihnachten, so waren alle Geschäfte geschlossen, bis auf die üblichen Verdächtigen, wie Lidl, Netto usw. Häufig sahen wir auch Schilder, dass die Butik bis Montag geschlossen bleiben wird. Gegen 13.00 Uhr machten wir uns dann auf den Weg zum Bäcken. Auf dem Weg in die Stadt vorbei am Bäcken war uns heute morgen schon aufgefallen, dass auf eine Wiese Parkplätze ausgewiesen waren. Noch herrschte bei unserer Ankunft ruhige Geschäftigkeit. Man baute Tische auf und schmückte die Midsommerstange. Dann strömten die Menschen herbei und das offizielle Programm begann. Zunächst spielte die Brassband Ökumenika Kirka einen Mix unterschiedlicher Melodien. Danach trat eine traditionelleTanzgruppe auf, während die Gästen rundherum auf der Wiese verteilt saßen und lauschten. Schließlich wurde die Midsommerstange durch die Menge zu einer Wiese getragen und aufgerichtet. Wir freuten uns zu sehen, dass an der Trägergruppe auch Asylbewerber beteiligt waren, die wohl in der Gemeinde integriert waren.
Anschließende tanzten Kinder und Eltern um die Mitsommerstange. Es waren zwei große Kreise, die gebildet wurden und danach ging es los.
Schließlich sang wieder zurück am Bäcken ein Gospelsingekreis, bis die Veranstaltung gegen 17.00 Uhr endete. Wir waren absolut begeistert von der Stimmung und der Ruhe. Jeder hatte Geduld und war höflich. Auffällig war auch, dass kein Alkohol ausgeschenkt wurde und nicht geraucht wurde, obwohl alles draußen stattfand. Im Sauerland hätte es mindestens einen Bierstand gegeben, an dem sich die Männer versammelt hätten. Hier saßen alt und jung vermischt und lauschten andächtig den Darbietungen.

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Hällekis – Mariestad

Heute morgen sind wir zum ersten Mal von der Sonne geweckt worden. Es wurde auf einmal sehr warm im Zelt, weil die Sonne direkt drauf schien. Als wir zusammengepackt hatten, erwachte so allmählich das Leben auf dem Campingplatz. Wir haben gefrühstückt und uns anschließend auf den Weg gemacht. In Hällekis gibt es einen kleinen Kaufladen, der aber gut bestückt war. Es war der einzige bis nach Mariestad, so dass wir uns für den Tag eindecken mussten. Fast hätte ich vor dem Laden mein gps auf der Bank liegen lassen und vergessen, aber eine anderer Kunde bemerkte es und rief hinter uns her.

Die Häuser in Hällekis waren hübsch geschmückt. Fähnchen wehten an den Häusern. Wir durchfuhren eine Straße mit vielen kleinen Häusern. Es ähnelte einem kleinen Heimatmuseum.

Zu unserer Freude bemerkten wir, dass die neue Route, die wir schon gestern entdeckt hatten, hier fortgesetzt wurde. Auf Grund der guten gestrigen Erfahrungen missachteten wir die Route in unserem GPS und folgten der ausgezeichneten Beschilderung. Wir wurden auf unbefestigten, aber gut befahrbaren Wegen durch Wald und Feld geführt. Die Straßen, die wir benutzen mussten waren breit und gut ausgebaut, aber kaum befahren. Die Strecke war nahezu eben. Etwa halber Strecke entdeckten wir eine Bank an einem Seitenweg. Sie kam uns gerade passend. Solche Bänke im Wald sind selten und so mussten wir die Chance nutzen und eine Pause machen. Nachdem wir uns mit einem süßen Zopf gestärkt hatten, machten wir unseren ersten Mittagsschlaf in der Sonne. Dazu hatte sich bisher keine Gelegenheit gegeben, da wir immer das Wetter im Nacken hatten.
Schnell erreichten wir im frühen Nachmittag den avisierten Campingplatz in Mariestad. Wir fanden ein Plätzchen und zu dieser Zeit war noch nicht viel los. Das sollte sich aber ändern. Als unser Zelt eine Stunde später, stand füllte sich der Platz, ein Wohnwagen oder Wohnmobil nach dem anderen kam an und suchte seinen Stellplatz. Ständig kamen neue an. Es ist Midsommeraften und damit beginnt in Schweden die Campingsaison, die alle Schweden scheinbar gemeinsam einläuten wollen. Wir hatten schon auf anderen Campingplätzen gehört, dass sie ab heute völlig ausgebucht sind.
Aber gegen fünf begann es pünktlich wie im Wetterbericht angekündigt zu regnen. Kein kräftiger Regen, aber ein Nieselregen, der mit der Zeit überall durch geht.

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Lidköping – Hällekis

Vorgestern hatte sich Monika das Knie beim Abbau des Innenzeltes verdreht. Gestern hatte sie Schmerzen und konnte immer schlechter laufen. Radfahren dagegen bereitete ihr keinerlei Probleme. Als aber gestern abend die Schmerzen zunahmen, entschieden wir uns heute vorsichtshalber einen Arzt aufzusuchen. Das Personal unseres 5-Sterne-Platzes war hilfreich und erzählte uns, was wir am besten machen sollten. Sie verwiesen uns an das örtliche Krankenhaus. Dorthin fuhren wir, nachdem wir einen Teil unserer Sachen zusammengepackt hatten. Das Zelt ließen wir stehen für den Fall der Fälle (der dann nicht eintrat), dass wir einen Tag länger bleiben müssen. Der Besuch der Notaufnahme kostete gleich mal zu Anfang 3200 SKr, ca 350 Euro. Da war dann aber alles drin, Röntgen, Bandagieren, Arztgespräch. Eine einfache Verschreibung eines Medikamentes hätte das gleiche gekostet. Das ganze dauerte insgesamt 3 Stunden mit der Auskunft, dass nichts schlimmes vorliegt und wir ruhig weiterfahren können. Die Schmerzen setzen die Grenzen.
Mittlerweile war es nach dem Krankenhausbesuch 12.30 Uhr und so überlegten wir, wie wir vorgehen sollten. Heute gab es die Möglichkeit die geplante Route zu verkürzen. Außerdem sollte gegen abend das Wetter schlechter werden. So studierten wir die Karte und gaben die Alternativroute in unser GPS ein, packten zusammen und fuhren gegen 14.00 Uhr los. Es ging zunächst an der Küste des Vänern lang auf dem ursprünglich geplanden Cykelleden. Unterwegs fielen uns schon ziemlich neue Schilder auf mit der Aufschrift Mariestad und Hälleris, dem Ort, wo wir hinwollten. An der Stelle, an der wir den Cykelleden verlassen wollten, wiesen auch diese Hinweisschilder in die von uns geplante Richtung. Und so entschieden wir uns dieser Beschilderung, die ganz ausgezeichnet war, zu folgen, statt unserer groben Planung. Die Streckenführung war toll. Sie nutzte vorhandene Straßen, die durch kleine Pfade, die in unserer Karte nicht eingetragen waren, ergänzt wurden, um diese günstig zu verbinden. Diese Strecke, die sich an der Bahntrasse orientierte schien nagelneu zu sein und traf genau unser Bedürfnisse. Es gab zwar zwei bissige Steigung hoch zur Bahntrasse, ansonsten war sie meist flach und sehr schön zu fahren. Teilweise unbefestigt durch Wald, aber einfach schön.
Ca. halbe Strecke mußten wir einen Berg hinauf und wurden oben mit einem Cafe und Bäckerei in einem alten Bauernstall belohnt. Es war richtig gemütlich und wohl ein Geheimtipp, denn ständig kamen Leute, um Kuchen zu holen. Da wir auf der Streckenführung absehen konnten, dass wir nicht durch Hälleris kommen würden, um einzukaufen, entschieden wir uns, hier zu essen und auf dem Campingplatz auf das Angebot des Kiosk oder Ladens zurückzugreifen. Wir bestellten zwei leckere Gerichte auf hausgemachtem Brot, die sehr lecker waren.
Kurz bevor wir im Cafe angekommen waren, hatte es begonnen zu nieseln. Jedoch hörte es kurz nachdem wir wieder losfuhren wieder auf, so dass wir trocken den Campingplatz quer durch den Wald und nicht auf der offiziellen Route erreichten. Unser Gps hatte uns auf einen Weg geführt, vorbei am Bahnhof von Råbäck, mitten in der Wildnis, der unbefestigt und steil war, so dass wir berab schieben mußten. Aber auf diesem Weg haben wir nahezu 8 km eingespart. In die andere Richtung aber hätten wir diesen Weg nicht nehmen wollen. Wir müssen uns also die Strecke von morgen nochmal anschauen.
Der Kiosk auf dem Campinplatz hatte kein sonderlich großes Angebot, so war unser Abendessen nicht sonderlich ‚gesund‘. Wir holten uns zwei Bier und jeweils eine Tüte Chips und Flips. Kalorienmäßig wird das wohl gepasst haben.

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