Ruhetag in Bingsmarken

Wir haben Tickets für die Fähre übermorgen von Trelleborg nach Travemünde. Bis Trelleborg sind es aber nur noch 24 km. Das ist locker in zwei bis drei Stunden zu schaffen. Als können wir in Ruhe heute einen Pausetag einlegen. Gestern haben wir kurz der Plan diskutiert, früher zu fahren und eine Nachtfähre zu nehmen. Aber diesen Plan haben wir schnell wieder verworfen.

Also haben wir heute morgen zunächst lang geschlafen. Nach dem Frühstück  sind wir 6 km nach Abekås gefahren. Man konnte wunderbar auf einem separaten Radweg an der Landstraße entlang fahren. Dort hatten wir Lust auf einen Kaffee und haben sofort  das  Havnerestaurant aufgesucht. So richtig hatten wir keine Lust noch weiter zu fahren bloß um des Fahrens willen und nach einem Blick in die Speisekarte entschieden wir uns, im Havnerestaurant auch noch zu Mittag zu Essen. Die Preise lagen zwar etwas über dem Budget, das wir uns pro Tag gesetzt hatten. Aber nach 6 Wochen hatte die Finanzministerin in unserer Zweiergruppe einen ziemlich guten Überblick über den Stand unseres Urlaubskontos und meinte, dass wir uns das Essen leisten könnten.

Unsere tägliche Routine der letzen Woche bei sonnigem Wetter sah danach den Mittagsschlaf vor. Aber von der See blies ein kräftiger und kalter Wind, so dass wir einen windschattigen Platz suchen wollten. Der schönste Platz, direkt hinter großen Steinen der Uferbefestigung war leider belegt. Wir haben uns also auf die Suche gemacht, nichts gefunden. In der Zwischenzeit ist unser bevorzugter Platz geräumt worden und wir nahmen ihn sofort ein. Hier lagen wir in der Sonne und waren windgeschützt. Als der Wind dann gegen 16.00 Uhr nachließ, entschied ich mich noch baden zu gehen. Das war jedoch nicht eingeplant gewesen, und so lag die Badehose in Bingsmarken im Zelt. Also musste ich notgedrungen skinnydippen. Gerade zu diesem Zeitpunkt war mal keiner an der Badestelle. Ein Pullover diente anschließend als Handtuch. Bei dem warmen Wetter und der jetzt gehenden leichten Briese war alles schnell verdunstet und nicht viel abzutrocknen.

Zurück am Campingplatz fanden wir in der Tiefkühltruhe des Camping-Platz-Kiosks ein paar Fertiggerichte, die man in der Mikrowelle zubereiten konnten. Das war jetzt nach unserem Geschmack. Und so war das Abendessen gerettet.

Nicht weit von uns hatten im Laufe des Tages weitere Radler ihre Zelte aufgebaut. Drei Räder mit Anhängern und zwei Einzelräder, eins davon ein Kinderrad, sind uns sofort aufgefallen. Jedoch trafen wir erst abends die Besitzer am Zelt an. Ein Ehepaar mit ihren drei Kindern, der jüngste 5 Jahre, der älteste 14 Jahre, die gerade von der Fähre gekommen waren. Schnell fanden  wir einen Draht zueinander, schmissen Getränke und Knabbersachen zusammen und setzten uns zusammen, um unsere Erfahrungen auszutauschen. Unsere Radtourerfahrungen mit Kindern sind zwar schon 18 Jahre alt, aber wir hoffen trotzdem nützlich Tipps gegeben zu haben. So rieten wir wir von einer Fahrt nach Norden auf Grund unserer gestrigen Erfahrung ab. Den würde der 5 jährige Felix wahrscheinlich nicht genießen können. Wir fanden es mutig, einen 5-jährigen schon alleine Radeln zu lassen. Auch wenn auf schwedischen (Neben-)Straßen wirklich nicht viel los ist, so hatten wir doch die eine oder andere unangenehme Situation, z.B. die Überquerung der E25 im Glasreich. Ungewöhnlich lange saßen wir zusammen, Felix war mittlerweile auf dem Schoß seiner Mutter eingeschlafen, und es war dunkel, als wir ins Zelt krabbelten. Dies war ein angemessenes Ende für unsere Radtour durch Schweden.

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Sjöbo – Bingsmarken

War das heute eine Achterbahnfahrt. Wir hatten von Sjöbo bis Bingsmarken ca 45 km vor uns und sind deswegen früh aufgestanden. Einige wenige Kilometer am Anfang waren eben, aber unbefestigt. Teilweise war es eine ehemalige Landstraße neben einer neuen Schnellstraße, die die Radfahrer sich zurückerobert hatten. Es gab keine Anschlußübergange an vorhandene Straßen, nur kurze holprige Pfade, die die alte Landstraße mit der neuen Straße verbanden.  Teilweise waren die paar Meter mit beladenem Fahrrad schwer zu überwinden. Aber es war besser als auf der Schnellstraße fahren zu müssen. Danach begann die Achterfahrt. Ein ständiges Rauf und Runter. Manchmal konnte man noch ein wenig Schwung mitnehmen von der letzen Abfahrt und konnte noch kurz vor dem Höhepunkt der nächsten Steigung in den kleinsten Gang zu schalten. Teilweise hieß es aber auch kurz vor der Spitze absteigen, wenige Meter schieben und dann wieder aufsteigen. In Korby haben wir nach gut 20 km Pause an der Kirche gemacht. Es war, wie in den letzten Tagen, erneut sehr warm geworden. Eine beeindruckende Kirche. Wir fanden einen Platz an einem kleinen Baum, der uns Schatten spendete. Erstmal haben wir geschlafen und uns von der Anstrengung erholt, ehe wir Lust fanden, uns die Kirche anzusehen. Kurz vorher hatten wir einen bäuerlichen Verkaufsladen entdeckt, bei dem wir ein Eis bekamen. Aber ansonsten auf dem ganzen Weg kein Einkaufsladen, keine Restaurant oder Cafe. Wir sind also auch hier in strukturschwachem Raum.

Nach der Pause ging es weiter. Wir kamen an einem Schloss vorbei. Laut einem Schild mit Restaurant ganzjährig geöffnet, aber es war geschlossen. Kurz vor dem Campingplatz kamen wir an einer Art Frittenbude vorbei, asiatisches Essen und Pizza. Hier bekamen wir ein Stück Apfelkuchen und einen Kaffee. Mittlerweise waren wir in flachem Gebiet angekommen. Wir genossen die weiten Blicke über das Land. So fielen uns die letzten paar Kilometer nicht mehr so schwer.

Der Campingplatz ist ein Küstencampingplatz, kein Genuss, aber wir fanden ein Plätzchen für unser Zelt.

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Hörby – Sjöbo

Da wir gestern lange bergab gefahren sind bis zum See Östra Ringsjön in der Nähe von Hörby, wussten wir, heute müssen wir wieder raus aus der Tallage auf den nächsten Bergrücken. Genauso war es. Doch zunächst mussten wir, nachdem wir zwei Kilometern gefahren waren, noch mal zurück zum Campingplatz, denn M. hatte ihre Fahrradhandschuhe auf ihr Gepäck auf dem Fahrrad gelegt und vergessen, sie anzuziehen. Einer lag nach 2 km noch brav auf der Tasche, aber einer fehlte. Also den Weg absuchen. Kurz vor dem Campingplatz fanden wir ihn dann.
Nach zwei Kilometern flache Strecke ging es bergauf. Heute mussten wir im Unterschied zu gestern nur zwei Kilometer schieben und dann drei Kilometer im kleinsten Gang fahren. Aber danach war es flach, bis uns die Mittagshitze ausbremste. Heute fanden wir kein Touristencafe, sondern nur einen Baum an einem Kinderspielplatz, der uns zwei Stunden Schatten spendete. Gottlob waren wie danach gut gestärkt, denn danach folgten zehn Kilometer Schotterpiste. Wie wir später der Karte entnahmen, ist dieser Ecke von Skåne wohl so strukturschwach, dass es keine befestigte Durchgangsstrasse selbst zwischen den einzelnen kleinen Ortschaften gibt. Die dauernden Bodenwellen nervten und wir mussten auf dem losen Schotter mit höchster Konzentration fahren. Ständig brach das Hinterrad aus. Die schöne Landschaft konnten wir kaum geniessen. Dafür wurden wir aber anschließend mit einer drei Kilometer langen Abfahrt auf einer schnurgeraden Chaussee zum Kloster Öved. belohnt. Eine Badestelle am See kurz hinter der Ortschaft konnte keine Begeisterung wecken. Es war dreckig und ungemütlich. Ich bin daher alleine kurz ins ziemlich dreckige Wasser und wir sind weiter gefahren.
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Kristianstad – Hörby

Heuten hatten wir über 50 km vor uns und es waren warme Temperaturen angekündigt. Deswegen sind wir früh aufgestanden und haben den Service eines Frühstücks, den die Jugendherberge anbot, die den Campingplatz in Kristianstad betrieb, angenommen und dort gefrühstückt.
Die ersten 15 km der heutigen Strecke waren phantastisch. Es war erneut ein ehemaliger Bahndamm durch herrliche Landschaft und wir waren völlig allein. Eine schnurgerade Strecke, die wir nach einem kurzen Anstieg erreichten, mit herrlichen Ausblicken. In Tollarp endete der Bahndam am ehemaligen Ringschuppen. Leider hatte man das gesamte Umfeld rund um den Schuppen abgebrochen, so dass nur ‚Bahnfans‘ erkennen konnten, dass dies ein ehemaliger Ringschuppen war. Das Innere des Halbkreises war geteert und diente als Parkplatz.
In Tollarp erledigten wir unsere täglichen Einkäufe und machten an der Kirche eine Pause. Hier hatten wir unseren ersten Kontakt mit dem neuen Online-Spiel ‚Pokemon‘. Wir hatten zwar in den letzten Tagen gelegentlich davon online gelesen, aber selbst nie Spieler erlebt. Hier liefen auf einmal mehrere Jungs irgendwie ziellos im Laufschritt um die Kirche, ihre Smartphones hochhaltend und schienen irgendwas abzuschießen. Verstanden haben wir jedenfalls nicht viel.
Dann erlebten wir am eigenen Leib, warum die Bahnstrecke hier endete. Ein Begrücken erhob sich einen Kilometer hinter dem Dorf und es ging mächig bergauf. Wir mußten zunächst 3 km schieben. Weitere 3 km ging es so steil bergan, dass es im ersten Gang machbar war, aber immer hart an der Grenze, dass man sich überlegte, ob man nicht besser schieben sollte. Als Gegenleistung für die Mühe wurden wir anschließend mit einer langen Abfahrt nach Hörby belohnt. Jedoch machten wir zunächst oben angekommen eine lange Pause, denn es war mittlerweile heiß geworden. In Svensköps fanden wir ein sogenanntes Touristencafe in der Dorfmitte gegenüber von der Kirche. Touristencafe hört sich toll an, war aber nichts anderes als ein Kioskfenster in einem alten Haus und ein paar Bänke dahinter im Garten. Es gab Eis, Waffeln und Kaffee für kleines Geld. Betrieben wurde das ganze von ein paar Jugendlichen, die anscheinend von der Nachbarschaft gesponsort wurden, denn es hing eine Tafel an der Wand mit den Mitbürgern und kleineren Firmen im Ort, die die Idee unterstützen.
Wir haben hier im Garten erstmal unser Zelt ausgepackt, das seit Tagen nicht mehr trocken verpackt worden ist und, obwohl es jeden Tag aufgebaut worden ist, Anzeichen von Stockflecken zeigte. Gestärkt mit Kaffee und Eis und einem kurzen Nickerchen im Schatten machten wir uns an die weitere Fahrt. Bis Hörby hatten wir keine weiteren Steigungen. Rückblickend auf den Tage sind die ersten drei Kilometer hart gewesen, aber unsere Befürchtungen auf ein ständiges Auf und Ab über den Åsen sind nicht wahr geworden.
In Hörby wollten wir essen gehen, konnten aber nichts nach unserem Geschmack finden. So sind wir dann gleich zum Campingplatz weitergefahren, weil uns Schweitzer, die wir in Hörby getroffen haben, erzählt hatten, dass der Campingplatz ein Restaurant hat. Nach der Anmeldung auf dem Campingplatz haben wir deswegen erstmal das Restaurant aufgesucht, denn wir hatten seit dem Frühstück außer Eis und Bananen in Tollarp nichts handfestes mehr zwischen die Zähne bekommen. Die Preise hauten uns ein wenig um, aber der Hunger rechtfertigte die Ausgabe.
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Bromölle – Christianstad

Wir haben heute morgen unsere Sachen und das Zelt abfahrtbereit zusammengepackt und dann vor der Rezeption des Campingplatzes gefrühstück. Dabei konnten wir uns den Luxus einer Tasse Kaffee zum Frühstück gönnen.

Kurz vor Bromölle hatten wir gestern die Grenze zwischen Skåne und Blekinge überfahren und auch die 1000 km voll gemacht. Heute in Skåne war die Landschaft völlig flach. Wir sind nicht auf dem direkten Weg nach Christianstad gefahren. Das wøren nur ein paar Kilometer gewesen. Stattdessen wollten wir zwei Radwege auf Bahndämmen ‚beradeln‘.Der erste war völlig neu und Teil des Sydostleden, der erst vor wenigen Wochen eingeweiht worden ist und dem wir schon häufig mehr unbewusst als gewollt gefolgt sind. Er führte parallel zu einer bestehenden Bahntrasse. Am Ende sind wir dann nach Norden abgebogen, um einen zweiten Bahndamm zu erreichen, der malerische an einem See entlang führte. Die Straße zum Einstieg in diese Strecke war völlig ruhig und gewährte herrliche Blicke in die Ferne und auf den Ivosjö.

Auf dem Bahndamm am See entlang kamen wir dann an einer Badestelle vorbei und wegen der Hitze entschieden wir uns ein Bad zu nehmen. Jede Menge Anwohner vermutlich aus der näheren Umgebung hatten sich auf der kleinen Wiese am See eingefunden. Diese Badestelle war nicht ganz so flach wie die gestrige. Weiter raus hatte das Wasser dann eine Tiefe von 1.80 m, so dass man bequem schwimmen konnten. Die vielen sonnenverbrannten Besucher der Badestelle deuteten darauf hin, dass es noch nicht zu viele Sonnentage gegeben hat und man die Wirkung der Sonne unterschätzt hat.

In Christianstad besuchten wir zuerst die Kirche. Fast alles, das Kirchengebäude selbst und auch das gesamte Inventar sind der Kircheaus der Zeit 1600 bis 1650. Der Altar ist sehr reformatorisch, calvinistisch. Wie sich herausstellte ist er in Amsterdam in der Hochzeit des Bildersturms gefertigt worden. Das kann man ihm ansehen. Er ist in schwarz-weiß gehalten, schwarz dominiert dabei, keine Bilder, aber viel Text, ganz im Gegensatz zu Kirchen in Nordschweden, die von riesigen Altarbildern geprägt sind und zumeist im 19. Jhd im klassizistischen Stil errichtet eingerichtet wurden.

Die Stadt gefällt uns sehr gut. Sie ist ruhig und weiträumig. Viele kleine individuelle Geschäfte, ein gemütlicher Markt. Wir haben uns sehr wohl gefühlt.

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