Wilhelmshaven – Nordenham

Mein Sabbatjahr geht dieses Wochenende zu Ende und ich hatte noch eine Tour im Kopf, die nur in der Sommerzeit möglich ist und die ich noch unbedingt machen wollte. Zwischen Wilhelmshaven und Eckwarder Ahndeich verkehrt an der schmalsten Stelle des Jadebusens ein Fähre. Sie fährt jedoch nur zweimal am Tag, frühmorgens und nachmittags.  Daher bestand mein Plan darin, mit dem Bus nach Wilhelmshaven, dann mit der Fähre rüber und dann an der Küste lang nach Nordenham, von wo aus ich mit dem Zug zurück nach Oldenburg fahren kann.

Als ich morgens aufstand, schien in Oldenburg die Sonne und die Wetteraussichten waren auch gut, so dass ich mich auf den Weg machte. In Wilhelmshaven dagegen war es grau in grau. Schnell hatte ich die Fähre am Helgoland-Kai – an dem kein Schiff mehr nach Helgoland abfährt – gefunden. Wir waren nur 4 Passagiere. Bei dem Preis von 12 Euro (7 + 5 für das Fahrrad) pro Person mit Fahrrad kein Wunder. Die Fähre wird insbesondere für Ausflüge mit dem Rad nach Butjadingen angepriesen – morgens hin und abends dann zurück – wenn aber eine Familie mit zwei Kindern irgendwo zwischen 50 und 100 Euro alleine für die Fährüberfahrten bezahlen muss, such man sich ein anderes Ziel. Selbst wenn man die Fähre nutzt, um einmal rüberzufahren und den Jadebusen zu umrunden (ca 54 km), dann sind 48 Euro für eine Familie meiner Meinung nach zuviel.

Bei der Abfahrt begann es dann fürchterlich zu nieseln, so dass die Überfahrt kein Genuss war. Ein Nieselregen, der durch alle Ritzen ging.

Auf der Rückfahrt hatte das Schiff dann mehr Passagiere, Ausflügler, die das miese Wetter für einen Besuch von Wilhelmshaven nutzen wollten, also keine Fahrräder dabei hatten. Aber was macht man acht Stunden in Wilhelmshaven, von der Ankunft ca 11.30 bis zur Rückfahrt um 17.00 Uhr. Ein weiteres Problem war der Kartenverkauf, der in einem Kiosk ca 500 m vom Fähranleger entfernt, erfolgte. Dies war nicht erkennbar, da auch der Parkplatz direkt neben dem Anleger war. So ist dann manch ein Vater ins Schwitzen gekommen, um noch Fahrkarten vor der Abfahrt zu erwerben.

Kurz nach der Ankunft auf der anderen Seite klarte es dann auf. Auf dem Weg nach Norden bin ich hinter dem Deich gefahren. Auf der anderen Seite der Jadebucht liegt der Jadeport, ein Tiefwasserhafen, der in Oldenburg heftigst diskutiert wird. Denn zum Abtransport der Container soll die Bahnstrecke durch die Stadt ausgebaut werden. Man fragt sich warum? Ich bin jetzt dreimal am Hafen gewesen. Nie habe ich dort ein Schiff angetroffen oder Container auf der riesigen Terminalfläche gesehen. Jedoch wird schon jetzt wird behauptet, der Hafen wäre zu klein und müßte bald ausgeweitet werden.

Ich hatte erwartet auf der Halbinsel am Jadebusen ziemlich alleine zu sein. Weit gefehlt. Die Halbinsel ist touristisch stark erschlossen und so reihte sich Sommerhaussiedlung an Sommerhaussiedlung und die Ortschaften an der Küste erfüllten alle Vorurteile, die man von Seebädern an der Nordsee hat, angefangen von der gebührenpflichtigen Liegewieser am Wasser bis zu schnurgeraden Einkaufsstraßen, in denen sich ein Restaurant an des andere reiht, daneben Fahrradverleihe und Hotels. Keine gewachsenen Dörfer, sondern Orte ohne Flair, die nur ein paar Monate des Jahres von Leben strotzen, ansonsten aber mehr oder weniger ausgestorben sind.

In Langwarden fand ich einen Kiosk der Kette Melkhus, wo ich bei einem Kaffee und Brötchen, die ich mir mitgenommen hatte, eine Pause machte. Die Kirche von Langwarden war verschlossen. Der Hafen von Fedderwarden ist noch ein wenig ursprünglich und hat daher ein wenig Charme. Im folgenden folgte dann ein Campingplatz dem nächsten bis Burhave. Aber danach war Schluss mit Tourismus bis Blexen. Es war eine schöne Fahrt direkt hinter dem Deich.

Die Fähre Blexen-Bremerhaven, die ich ursprünglich mal nehmen wollte, verkehrt zur Zeit, nach dem ein Schiff in die Brücke gefahren ist, nicht. Ich war froh, dass ich intuitiv richtig nicht Bremerhaven, sondern Nordenham als Ziel gewählt und vorbereitet hatte. Die Strecke von Blexen nach Nordenham ist nicht sonderlich schön, aber der Zug aus Bremen endet in Nordenham, obwohl die Schienen von Nordenham bis Blexen noch liegen.

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Bilder eingefügt

Etwa für 2/3 der Tage unserer Radtour in Schweden sind jetzt die Texte korrigiert und die Bilder eingefügt.

Oldenburg

Bei gutem Wetter habe ich mir die Kamera geschnappt, um noch ein wenig zu fotografieren. Die Fotos wurden im Yachthaven, auf dem Pferdemarkt und am Rathaus gemacht.IMG_4305_1 IMG_4311_1 IMG_4314_1 IMG_4339_1 IMG_4344_1

Noch nicht wieder im alten Trott

Sechs Wochen lang stand unser Tagesablauf ziemlich fest: Ca 6.30 Uhr Schlafsack einpacken – anziehen – Isomatte zusammenrollen – Fahrräder aufschließen – Taschen packen – Innenzelt abbauen – 8.00 Uhr Früstücken – Außenzelt abbauen – Zähneputzen – 9.30 Uhr einkaufen – 10.00 Uhr unterwegs sein – ankommen am neuen Campingplatz und wieder alles auspacken. Alles lief wie am Schnürchen, nach kurzer Zeit saßen die Handgriffe auch in der zeitlichen Abfolge und wir mußten nicht groß nachdenken. Heute morgen saß ich auf der Bettkante und überlegte mir, wie ich den Tag rumkriege. Darüber habe ich mir in den sechs Wochen nie Gedanken machen müssen. So ist es uns nach jedem unserer Radurlaube bisher gegangen und es ist jedesmal eine seltsame Erfahrung, wie Routinen Sicherheit geben können und ihr Entfallen für Unsicherheit sorgt.

Fahrt zur Fähre

Wir sind wieder zurück daheim. Was gibt es noch über den letzten Tag, also die Fahrt zur Fähre in Trelleborg  zu berichten?

Zunächst mal habe ich mich beim Aufsteigen auf das Rad noch mal lang hingelegt. GottseiDank hatte ich meinen Helm schon an, denn ich bin kräftig auf eine Bank, die hinter mir stand aufgeschlagen. Das hätte am letzten Tag ganz schön schief gehen können.

Es war eine öde Fahrt an einer stark befahrenen Straße, aber auf einem seperaten Radweg. Einen so schönen und langen Radweg hatten wir in den ganzen sechs Wochen nicht erlebt. In den schwedischen Städten gibt es zwar phantastische und vor allem breite Radwege, aber sobald man die Stadt verläßt ist Schluss. Wir haben alleine einen Radweg an einer Landstraße erlebt und zwar zwischen Berg und Söderköping. Der Radweg von Trelleborg paralell zur Landstraße wahrscheinlich komplett bis Ystad ist also schon etwas besonderes.

Wir sind dann in Trelleborg sofort zur Rederei gefahren, da wir schon die Nachfähre nehmen wollten, obwohl wir ein Ticket für den nächsten Tag in der Tasche hatten. Aber für den Abend war Regen angesagt und wir hatten am Morgen eigentlich zum ersten Mal in den Wochen das Zelt trocken weggepackt. Und da hatten wir einfach keine Lust zu, uns abends nochmal in den Regen zu setzen, morgens naß einzupacken. Wenn also eine Kabine frei sein sollte, wollten wir versuchen die Nachfähre zu nehmen.

Es war die deLuxe Kabine frei. Aber zunächst mußten wir noch ein paar Stunden in der Stadt verbringen. Uns fielen die vielen Pokemon-Jäger im Park auf. In der guten Stunde, die wir dort saßen, sind bestimmt 30 Personen an uns vorbei gegangen, Smartphones in der Hand und tapperten kreuz und quer über die Wiesen. Da Pokemon-Go erst vor gut zwei Wochen freigegeben worden ist, also nach unserer Abfahrt, ist dieser Hype bis hierher völlig an uns vorbeigegangen. Wir haben davon gelesen, aber das war es auch.Hier kamen wir zum ersten Mal richtig in Berührung damit.

Die DeLuxe-Kabine war nach 6 Wochen radeln und Zelt wirklich deluxe. Eine richtige Dusche, die nicht nach ein paar Minuten abschaltet, ein richtiges Bett, viel Platz, um sich auszubreiten, das war ungewohnt und ein voller Genuß.

Und jetzt müssen wir unsere Klamotten sortieren, waschen, sichten, verpacken, damit wir sie im nächsten Jahr einfach nur aus dem Schrank nehmen müssen und wieder los können. Pläne sind gemacht. Ob es dann so wird, kann im Moment keiner ahnen, denn bis dahin kann noch viel geschehen. Aber wir haben eine Perspektive. Dieser Urlaub hat Appetit auf mehr gemacht. Obwohl wir nicht mehr die Jüngsten sind, hat es wunderbar geklappt. Wegen der Auf- und Abstiegsprobleme muss zwar ein neues Rad her, das hilft, die Stürze zu vermeiden. Aber ansonsten schauen wir nur positiv auf diesen Urlaub zurück. In den nächsten Wochen werden jetzt noch die Bilder eingefügt.