Warten auf die Fähre – Tag 2

Die Nacht um 4.00 Uhr war ein wunderschöner Sonnenaufgang. Als ich um 6.00 Uhr zur Toilette musste, bin ich noch trocken hingekommen. Auf dem Rückweg fing es an die Regnen und danach ging ein Landregen nieder, der erst kurz vor 10.00 aufhörte, so dass wir uns dann erst zum Frühstück auf den Weg in den Aufenthaltsraum des Campingplatzes machten. Solange sind wir einfach im Bett geblieben. Unangenehm ist bei unbeständigem (Regen/Schauer-)wetter, das die Sachen beim Ein- oder Auspacken, Zelt öffnen und schließen, Weg zur Toilette o.ä. nass werden einfach nicht trocknen. Alles ist klamm. Man kann auch nichts tagsüber am Zelt auf einer Leine zum Trocknen hängen lassen, denn sonst wird es beim nächsten Schauer, gerade getrocknet, wieder nass. Es soll aber mindestens bis zum Wochenende so bleiben.

Geregnet hat es schließlich mit kurzen Unterbrechungen bis 14.00 Uhr. Mehrfach setzen wir dazu an, die Taschen zu packen, um nach Forsvick ins Museum zu fahren, haben es dann aber wieder sein gelassen.

Schließlich haben wir es dann zum Museum an der ältesten Schleuse des Götakanals geschafft. Die verschiedenen Ausstellungen sind ein wenig unorthodox angeordnet, geben aber einen guten Überblick über die Entwicklung der Fabrik und des Ortes in den letzten beiden Jahrhunderten. Kleinere Sonderausstellungen ergänzen die Ausstellungen. Die Fabrik ist aber ziemlich gut erhalten, so dass man einen Eindruck von den Arbeitsverhältnissen bis in die Anfänge des 20 Jhds erhält. In der Fabrik wurde Pappe hergestellt und hier gab es eine Eisengießerei.  Laternen aus Forsvick kann man selbst in London finden. Auf einer kleinen Werft wurden Schiffe für den Gotakanal gebaut, mit denen man dann von Stockholm bis Göteborg reisen konnte. Ein Schiff wurde im letzten Jahrzehnt sogar originalgetreu nachgebaut und kann besichtigt werden. Als Antrieb für die Maschinerie diente das Wasser aus dem Viken, das an dieser Stelle einen Höhenunterschied zum Vättern von 3 Metern überwandt. Also eine geeignete Stelle für einen wasserbasierenden Antrieb von Maschinen, indem man ein Wehr baute. Um die Waren abzutransportieren diente der Gotakanal, der hier seinen Ausgangspunkt nahm. Hier wurde die erste Schleuse des Kanals gebaut. Die Entwicklung der Fabrik von Forsvick und des Gotakanals hängen eng miteinander zusammen.

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Jönsboda – Tåtorp

Die Tour der Entschleunigung. Heute waren es mal gerade 12 km. Aber fangen wir erst noch Mal bei gestern Abend an.
Obwohl wir nicht viel getan hatten, waren wir müde. Ich wollte aber nicht zu früh ins Bett, denn dann bin ich viel zu früh wach. Also habe ich noch einen Spaziergang am Kanal gemacht. Als ich zurückkam sprachen mich norwegische Gäste auf dem Campingplatz an und wir kamen ins Gespräch. Radebrechend auf dänisch, englisch und deutsch. Und so bin ich dann später ins Bett, als ursprünglich geplant.
Heute morgen haben wir langsam getan und als wir gerade auf dem Weg zur Rezeption waren, um einen Kaffee zu trinken, kam Andreas auf seinem Rad vorbei. Eigentlich wollte er nur von der Brücke über den Kanal ein paar Bilder machen und dann weiter. Er bat mich ein Foto von ihm vor der Brücke und dem Kanal zu machen, und ließ sich jedoch von mir in ein Gespräch verwickeln. Schließlich bestellte er sich  im Cafe einen Kaffee und gesellte sich zu uns an den Tisch. Wir hatten ein interessantes anderthalbstündiges Gespräch, dass ihn jetzt wohl weit zurückgeworfen hat in seinem Zeitplan, denn eigentlich wollte noch viele Kilometer bis 21.00 Uhr schaffen. Sein Weg sollte ihn nach Stockholm, den Ålands und weiter zum Nordkap führen. Trotz der Unterschiede in der Art des Fahradreisens, entdeckten wir Gemeinsamkeiten wie Autolosigkeit, Sabbatjahr uvm.
Gegen Mittag trennten sich dann unsere Wege. Wir zockelten weiter nach Wassbacken. Dort gibt es ein  Restaurant und Campingplatz direkt am Kanal, das viele als Ausflugsziel ansteuerten. Hier aßen wir einen Spieß mit Fritten. Dort trafen wir auch ein dänisches Segelschiff wieder, dessen Besitzer uns in Sjötorp, als wir vorbeifuhren, zugerufen hatte, dass wir wohl eher in Mem sein werden als er. Unter normalen Bedingungen sicherlich richtig. Aber wir sind nicht schneller.
Als wir dort sitzen, fährt eines der historischen alten Kanalschiffe vorbei. Es gibt noch mehrere, die teilweise in der Sommerzeit wie früher zwischen Göteborg und Stockholm pendeln. Die Sandön macht jedoch nur Tagestouren auf dem Kanal.
Hier im Restaurant haben wir auch die ein oder andere Familie wiedergesehen, die wir unterwegs schon mal getroffen haben. Der Kanal scheint eine beliebte Tour von Großeltern mit ihren Enkeln zu sein. Die Eltern haben noch keine Ferien und die Großeltern nutzen diese Zeit.
Mach wenigen Kilometern erreichten wir Tåtorp, wo der Kanal zunächst mal endet und in einen See mündet und eine Schutzhütte mit Wiese zum Übernachten einlädt. An dieser Stelle ist eine Schleuse, die noch handbetrieben ist, da der Höhenunterschied zwischen Kanal und See nur wenige Zentimeter beträgt. Diese Schleuse ist auch die höchste Schleuse des Gotakanals. Ansonsten ist hier aber nichts los. Tote Hose. Das Cafe in der JH ist noch geschlossen, wo ich Wasser holen wollte. So fiel das geplante Eis aus. Neben der Schleuse ist auch ein kleiner Stellplatz für Wohnmobile. Für den Schleusenwächter gibt es ein Trockenklo, das wir auch nutzen wollen.
Abends saßen wir dann mit einem schwedischen Ehepaar und der Mutter an der Schleuse in der Abendsonne. Da zwei Wohnmobile auf dem nahen Parkplatz standen, fragten wir, wie sie denn unterwegs seien. Die 82-jährige Mutter fuhr eines der Wohnmobile, das Ehepaar das andere, wie wir erfuhren. Das forderte unseren Respekt ein. Das Ehepaar aus der Nähe Stockholms traf sich an der Schleuse mit der Mutter aus Skåne.

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Töreboda – Jönsboda

Senioren-Camping, so nennt Monika das, was wir jetzt machen. Da wir fast eine Woche für die 70 km von Sjötorp nach Karlsborg haben, schleichen wir langsam voran. Unsere Suche nach Alternativen im Vergleich zur ursprünglichen Planung, was wir machen können, während wir auf die Fähre mach Mottala warten, war heute morgen erfolglos. Wir sind hier im strukturschwachen Raum und die einzige Attraktion ist der Gotakanal. Der wird gut vermarktet, aber ansonsten ist hier nichts in der Umgebung, was man besichtigen oder besuchen könnte.
Es ist (noch) nicht viel los auf dem Kanal. Die Schulferien haben zwar schon Midsommer angefangen, aber die Saison hat noch nicht angefangen. Die Landschaft ist herrlich. Viele sind auf dem Treidelpfad am Kanal unterwegs. Viele Rentner mit Leihfahrrädern. Es ist aber sehr gemütlich und immer wieder kommen wir mit anderen Radlern auf dem Weg ins Gespräch.
Wir kommen an der angeblich kleinsten Fähre der Welt vorbei, die es in Toreboda geben soll. Im Winter ist an dieser Stelle eine Fahrradbrücke. Diese muss jedoch im Sommer für die Schiffe entfernt werden. Diese kleine Fähre wird handbetrieben. Der ‚Fährmann‘ steht in einem kleinen Haus auf der Fähre halb unter der Fahrbahn.
Nach ca 10 km kamen wir an einem kleinen schnuckeligen Campingplatz an der Brücke von Jönsboda vorbei. Direkt an der Brücke steht ein Haus mit einem kleinen Cafe. Daneben stehen ein paar Hütten, die vermietet werden. Am Kanal sind ein paar wenige Stellplätze für Wohnmobile. Wir haben die Idee zu fragen, ob wir auf der Wiese unser Zelt aufschlagen dürfen. Der Preis stimmt (100 SKr) und nach einer Tasse Kaffee entschieden wir uns, hier zu bleiben und den schönen Flecken zu genießen. Zwei Schiffe und 4 Wohnmobile haben die gleiche Idee.

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Sjötorp – Toreboda

Wir wollen in ein paar Tagen mit einer Fähre über den Vättern fahren. Für den 4.7. haben wir eine Fährüberfahrt von Karlsbor nach Mottala gebucht. Wenn wir aber so weiterfahren, wie wir es im Vorfeld der Tour geplant haben, dann sind wir eine Woche früher in Karlsborg. Unsere Hoffnung eine andere Lösung zu finden, um über den See zu kommen, mit anderen Booten hat sich in Gesprächen in den Touristenbüros in den letzten Tagen zerschlagen. Also wollen wir einfach langsamer tuen. Damit haben wir heute angefangen. Kürzere Teilstrecken und Ruhetag, die nicht vorgesehen waren, wollen wir einlegen, um die Zeit zu überbrücken.
Als wir heute morgen anfangen wollten, einzupacken, begann es zu regnen. Also frühstückten wir erstmal in Ruhe in dem Shelter neben unserem Zelt. Viel später als üblich kamen wir los. Wir planten aus obigen Gründen zunächst den nächsten Campingplatz, mal gerade 25 km weiter anzusteuern. Wir nahmen uns dafür viel Zeit. An jeder Schleuse machten wir eine kurze Pause, um die Schleusenvorgänge genau zu beobachten. Wir machten jede Menge Fotos von Schiffen auf dem Kanal. Es beeindruckt uns sehr, was man da 1820 mit der damaligen Technik geschaffen hat. Und Kanal und Schleusen funktioniert heute noch ohne große Veränderungen. Die Tore der Schleusen sind erneuert und werden jetzt elektronisch betrieben. Aber das Mauerwerk, die Wälle des Kanals so wie damals gebaut, nur gelegentlich repariert. In Lyseboda machten wir eine Kaffeepause. Hier, wie in Sjötorp standen in Schleusennähe jede Menge Wohnmobile. Die vielen Wohnmobile und Stellplätze waren uns schon mehrfach in den Städten und auf den Campinplätzen aufgefallen. Man bietet den Anhängern dieser Art von Urlaub jede Menge Parkraum an. Aber hier am Kanal ist es besonders ausgeprägt. Man hat den Eindruck, jeder Schwede hat ein Wohnmobil. Teilweise sieht man mehr Wohnmobile als Autos.

Die Fahrt am Kanal ist wunderschön. Der Weg ist in gutem Zustand. An den Schleusen muss man immer mal wieder steil rauf. Das Wetter ist gut und die Sonne scheint, es ist angenehm warm. In Hajtrup legen wir die nächste Pause ein. Hier besuchen wir ein kleines Heimatmuseum mit einer Kunstbutik und finden auf der Wiese eine Bank für den obligatorischen Mittagsschlaf. Es beginnt jedoch zu donnern und als wir uns gerade aufmachen wollen zum in der Nähe liegenden Shelter, beginnt es zu schütten und wir bitten im Heimatmuseum um Asyl. Das Gewitter hat einen Temperatursturz verursacht. Jedoch nach gut einer Stunde konnten wir weiterfahren und erreichten etwas durchfroren unser Ziel Toreboda.

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Mariestad – Sjötorp

Wir sind am Gotakanal. Viele Kilometer waren es ja nicht mehr von Mariestad bis Sjötorp.

Was waren wir heute morgen froh, als wir ein Hinweisschild auf einen Radweg nach Sjötorp am Ortsausgang von Mariestad fanden. Vor 16 Jahren war es sehr mühsam gewesen auf Nebenstraßen einen geeigneten Weg nach Sjötorp zu finden. Die Streckenführung war zunächst auch sehr gut und wir könnten die erste kritische Stelle, die wir damals in unserem Tagebuch dokumentiert hatten, gut umfahren. Es gab einen neuen Radweg an einer Bahntrasse entlang, den es damals noch nicht gab. Doch dann endete diese neue Route und bisher gut ausgeschilderte Route halbe Strecke nach Sjötorp plötzlich in Hässlerör und wir mußten auf eine stark befahrene Straße. Da wir die restlichen 16 km jedoch nicht auf dieser Straße fahren wollten, entschieden wir uns paralelle Feldwege zu nutzen, die wir damals auch benutzt hatten. Auf Grund unserer Einträge ins damalige Tagebuch, die ich mit Google Maps abgeglichen hatte, habe ich die Route fürs GPS rekonstruiert. So war der Weg, der immer schlechter wurde und letztlich in einem wunderschönen Pfad endete, leicht zu finden. Jedoch fragten wir uns, wie wir damals ohne GPS und nur einer 100000-er-Karte, der man den ungefähren Weg entnehmen könnte, geschafft haben. Der entscheidende Abzweig war kaum zu erkennen. Jedenfalls führte der Weg durch eine schöne Landschaft, zu einer Art Landhaus. Kaum sah uns der Besitzer auf dem Weg zu seinem Haus, kam er auf uns zugestürmt und machte uns Vorhaltungen und schimpfte auf die Deutschen, die schwedische Regeln mißachten. Wir waren uns keiner Schuld bewusst, denn der Weg war in allen Karten eingetragen, sein Landhaus jedoch nicht. Eine Beachtung seiner Regeln hätte bedeutet, dass wir mehrere Kilometer hätten zurückfahren müssen, davon einen Kilometer schieben über Stock und Stein. Wir haben uns höflich entschuldigt und Interesse am seinem Gutshof gezeigt, so dass er uns letztlich passieren ließ.
Der nächste Knackpunkt kam wenige Kilometer später. Wir befuhren die alte Landstraße parallell zur neuen und standen plötzlich vor einem Zaun. Der vorher so übel gelaunte Gutsbesitzer hatte uns vor der Weiterfahrt noch einen Tipp gegeben, wie es an dieser Stelle weitergeht. „Öffnet das Tor, geht über die Straße zum gegenüberliegenden Tor, schiebt die Räder am Zaun entlang und ihr kommt wieder auf die alte Landstraße“. Keine Hinweisschild. Nichts. Also radfahrfreundlich ist die zweite Hälfte der Strecke von Mariestadt nach Sjötorp wirklich nicht. So schön der erste Teil von Lidköping bis Hasslerör auch ist. Hoffentlich wird an der Strecke weiter gebaut.

Zunächst führen wir zur Kirche von Sjötorp, die an der Straße auf ihr Sommer-Cafe hinwies. Die Kirche war in Anlehnung an die Arche Noahs ganz aus Holz erbaut. Im Gemeindehaus bekamen wir einen Kaffee und viele gute Hinweise für den Weg am Götakanal. Schnell fanden wir danach den Schelter an Schleuse 1, wo wir heute übernachten wollten. Und jetzt sitzen wir in der Abendsonne an Schleuse 1, mit Blick auf den See und den Hafen. Einfach traumhaft.

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