Nørre Nissum – Tag 5

Heute war der letzte Tag dieses Kususses. In den beiden Vorträgen heute vormittag wurden uns lokale Künstler der letzten 150 Jahre vorgestellt, die hier geboren sind oder gelebt haben, wie sie die Landschaft und die Menschen hier an der Westküste darstellen. Das ging von realistisch bis abstrakt. Erneut spielte in einigen Bildern die innere Mission eine Rolle, wenn Menschen im Gebet, um einen Menschen, den sie ans Meer verloren hatten, trauerten. Viele Bilder waren geprägt von Darstellungen von Wind und Sturm.

Nachmittags machten wir erneut einen Ausflug. Diesmal ging es zur Kirche von Trans und Leuchtturm von Bovbjerg. Beide Kirche und Leuchtturm stehen ca 100 m entfernt von den Klippen, wo es dann steil in Meer hinuntergeht. Es ist zu befürchten, wenn die Stürme weiter heftiger werden, dass beide Gebäude in naher oder fernerer Zukunft aufgegeben werden müssen. Ein Bauernhof ist schon Opfer des Meeres geworden. Nach einer Führung in der Kirche gingen wir auf dem Fahrradweg entlang der 40m hohen Abbruchkante von der Kirche zum Leuchtturm. Mittlerweile war das Wetter aufgeklart und der Himmel war blau, so dass wir einen beeindruckenden Ausblick hatten. Am Bus am Leuchtturm wurde dann wie bei jedem Ausflug Kaffee und Kuchen ausgepackt.

Abends folgte ein wunderschöner Abschlussabend. Enige der Kursteilnehmer kamen sogar festlich gekleidet. Der Tisch zum Abendessen war festlich gedeckt mit Tischdecke, frischen Blumen und Weingläsern. Es gab einen leckeren Braten mit brauner Sauce und Sesamkartoffeln und Salat. Zum Nachtisch Erdbeertorte. Gestaltet wurde der Abend von den Kursteilnehmern. Wir hielten z.B. einen kurzen Vortrag über die Dänenzeit Oldenburgs. Andere sangen oder spielten Klavier. Wir konnten uns wüschen, welche Lieder wir gerne aus dem Højskolengesangsbuch singen wollten.

Die Højskole von Nørre Nissum hat damit hohe Standards gesetzt. Wir sind gespannt, wie die kommenden Højskolen damit konkurrieren können. Zunächst mal haben wir die Zeltwiese Ellebæk der Pfadfinder von Holstebro für morgen festgemacht.

Die Räder warten vor der Tür, dass es weitergeht.

Unser Zimmer ist ganz links
Auf dem Weg zum Leuchtturm
Der Leuchtturm
Die Klippen direkt vor dem Leuchtturm
Der Dessert des Festabendessens

Nørre Nissum – Tag 4

Heute haben wir eine ganztägige Excursion gemacht, die in Zusammenhang standen mit den Themen, die wir gestern und vorgestern theoretisch erarbeitet haben. Unser erstes Ziel war Gjellerodde am Gjeller Sø. Danach ging es zu Flyholm Rettungsstation. Wie wir gestern erfahren haben, sind im letzten Jahrhundert in regelmäßigen Abständen Rettungsboote plaziert worden, um bei einer Havarie an der Küste schnell verfügbar zu sein. Jedes Boot konnte zwölf Mann aufnehmen. Diese waren keine Seeleute, denn diese waren mit ihren Schiffen auf See. Es waren zu meist Bauern aus der Nähe, die für diesen Job geschult wurden. Diese Bootsstationen war bis 1968 aktiv, dann wurden sie eingestellt.  Eines der Boote und die Rettungsstation bei Harboøre ist daraufhin in ein kleines Museum umgewandelt worden. Diese haben wir als nächstes besucht. Ausgestellt wurde neben dem Rettungsboot auch Rettungsausrüstung aus der ersten Hälte des letzten Jahrhundert, Rettungswesten, einen Rettungsstuhl, den man zwischen Schiff und Land hin und her ziehen konnte, um Seemänner von havarierten Schiffen zu holen und einer Raketenrampe, um eine Leine über das Schiff hinaus zu schießen.

Weiter ging es zur Kirche und dem  Missionshaus von Harboøre. Die Gemeinde wird getragen von der Inneren Mission und ein Mitglied der Gemeinde erzählte uns die Besonderheiten der Gemeinden der Inneren Mission. Die Gemeinden lehnen Homosexualität, weibliche Pastöre und bibelkritische Theologie ab. Während sie früher Wert darauf legten, sich von ‚ungläubigen‘ fern zu halten und z.B. nur bei einem Bäcker oder Metzger ihrer Gemeinschaft einkauften, sind nach Aussage des Kirchenmitarbeiters die Fronten durchlässiger geworden. Alkohol ist jedoch immer noch verpönt. Verständlich, da der Alkohol den armen Fischerfamilien früher viel Unglück brachte, wir auch unser Author des Buches Deserteure gestern berichtet hatte. Allein in seiner Familie waren vier Familienmitglieder durch Alkohol und Selbstmord zu Tode gekommen. Bewundernswert ist jedoch der Einsatz der Gemeindemitglieder für ihre Gemeinde.

Schließlich fuhren wir nach Thyborøn und machten einen Spaziergang in den Dünen zu einem Denkmal, in dem einer Seeschlacht im ersten Weltkrieg gedacht wurde.

Abgeschlossen wurde der Tag mit einem Vortrag über Christian IX, der als Schwiedervater Europas bezeihnet wird. Für uns war dies der bisher schwächste Vortrag der Woche, da das Könighaus aber in Dänemark stark verankert ist, stieß der Vortrag auf Interesse bei den anderen Kursmitgliedern.

Außenbereich der Højskole
Rettungsstation
Rettungssitz
Semannsmission
Ein typisches Altarbild der Inneren Mission

 

Nørre Nissum – Tag 3

Die Vorträge des heutigen Tages standen im Zeichen von Sturm und Wetter an der Westküste Jütland. Heute hatte wieder die Powerfrau Sizz die Verantwortung für das Programm.

In einem ersten Vortrag erhielten wir eine Einführung in die Geschichte des Sturmschutz der Westküste hier in der Gegend. In einem zweiten Teil erzählte Sizz die Geschichte von vier Schiffen, die an der Küste gestrandet sind, welche Rettungsmaßnahmen ergriffen wurden und welche Auswirkungen diese Unglücke auf die Menschen, die an der Küstewohnten, hatte. Psychologische Hilfe, um das erlebte zu verdauen, gab es damals noch nicht. Teilweise konnten die Menschen auf den Dünen die Schreie der Seeleute auf den verunglückten Schiffe hören und mussten hilflos zusehen wie ihre Familienmitglieder hilflos dem Sturm ausgesetzt waren. Selbstverständlich versuchte man den Gestrandenen so weit möglich zu helfen, weil man selbst Männer und Söhne hatte, die zur See fuhren und man hoffte, dass ihnen in einer Notlage auch Hilfe zu Teil wird.

Andere Strandungen führten zu Reichtum. Eigentlich sollte das Strandgut, das angespült wurde, versteigert werden.  Manches Strandgut verschwand jedoch auf nimmer wiedersehen und mancher Fischer hatte plötzlich ein neues Dach oder neuen Fußboden.

Eine große Bedeutung hatte die Innere Mission rund um Lemvig. Die Menschen, die dort nahezu täglich unter dem Eindruck des Todes standen und nahezu alle einen geliebten Menschen in der Nordsee verloren hatten, waren empfänglich für diese Erweckungsbewegung innerhalb der evangelischen Kirche mit für heutige Begriffe unglaubliche Auswirkungen. So wurden bei einem Unglück mit mehreren Toten Seemännern die ‚ungläubigen‘ Kollegen nicht zusammen mit den ‚recht-gläubigen‘ Seemannern beerdigt. Dies führte zu einem unheimlichen sozialen Druck innerhalb der Gemeinschaft.

Nachmittags war ein Autor zu Besuch und erzählte von seinem dreibändigen Buch, dem Inhalt und dem wie der Entstehung. In diesem Buch verarbeitet er seine Erlebnisse als Jugendlicher und den Auswirkungen der Inneren Mission, die nach seiner Ansicht noch in seiner Jugend in den 80er und 90er Jahren in seinem Heimatort Lemvig noch spürbar war.

Abgeschlossen wurde der Tag am Abend mit einem Vortrag über zwei Künstler, die Kunstwerke aus Papier machen. Wir sahen interessante Kunstwerke von Callesen und Papfar.

Nørre Nissum – Tag 2

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen des Umweltschutzes. Nach der üblichen Morgensamling mit ein wenig Gymnastik wurde uns im ersten Votrag ein Projekt zur Wiederansiedlung des Bibers in dem Naturschutzgebiet Klosterhede vorgestellt, das 1998 begann. In eindrucksvollen Bildern wurde die Veränderung der Landschaft, das für und wieder der Wiederansiedlung der Biber dargestellt. Weiter ging es danach mit einem Vortrag über die Wiedereinwanderung des Wolfes aus Deutschland nach Jütland. Das wurde für uns überaschend emotionell diskutiert. Uns hatte schon bei der Ankunft ein Schild an der Tür aufgefallen – Halte die Türen geschlossen zum Schutz vor Katzen, Vögeln und Wölfen.

Nachmittags sind wir dann nach Klosterhede gefahren und haben uns das Projekt zur Wiederansiedlung der Biber vo Ort angesehen. Es war beeindruckend. Die Kursleiterin führte uns zu den Biberdämmen, die die „Neubürger“ im Laufe der letzten Jahre angelegt hatten. Ohne Führerin hätten wir diese Stellen nicht gefunden. Zwar konnte man Spuren der Biber überall sehen. Überall lagen Birken herum, die kurz über dem Boden gefällt worden waren. Die Arbeitsweise des Bibers war deutlich zu erkennen. Aber die Biberbauten hätten wir ohne Anleitung nie gefunden.

Abgeschlossen haben wir den Tag mit einer Stunde Volkstanz. Es haben bis auf die Kursteilnehmen mit Gehbeschwerden alle mitgemacht. Es fing mit relativ leichten Tanzschritten an, steigerte sich aber, so dass wir am Ende zum Abendkaffee ziemlich kaputt waren. Ja, es gibt jeden Abend so gegen 20.30 Uhr Abendkaffee mit einem Stück Kuchen oder Keks. Danach ist dann meistens Schluss.

Es ist schon beeindruckend, was Senioren in Dänemark geboten wird. Wie ich gestern erfuhr, werden die Kosten der Schule nur zu 1/3 aus den Kursgebühren getragen. Den Rest trägt das Bildungsministerium. Alles mit dem Hintergedanken, dass man an Gesundheitskosten spart, wenn man für Lebensqualität der Senioren sorgt. Das geht aber auch nur, weil in Dänemark alles (Pflege, Krankenkasse und auch Bildung) aus einem Topf kommt. In Deutschland würde das Bildungsministerium seine Kosten gar nicht mit den Kosten der Krankenkassen gegenrechnen können.

Klosterhede
Klosterhede
Klosterhede
Eine ältere Fällung
Ein frisch gefällter Baum
Ein vom Biber errichteter Damm

Nørre Nissum – Tag 1

Der Tag begann mit Wassergymnastik im Højskoleneigenen Schmimmbad, während der der Bademeister in netter Form das Wahlergebnisfår das Folketing kommentierte, während wir seine Übungen machten. Es war Wassergymnastik für ältere Herrschaften, naja, aber ich werde wohl dabei bleiben, damit ich mich an das, was da altersmäßig unweigerlich kommen wird, schon mal gewöhnen kann.

Morgensamling mit 5 Minuten Gymnastik schlossen sich ans Frühstück an. Danach

hatten wir Unterricht. Ja, Højskolen sind Schulen mit einem Bildungsauftrag. Wir erhielten einen 90 min. Vortrag die Definition und Probleme von Randgebieten, Udkantsområder, wie es auf dänisch heißt, am Beispiel einer Ortschaft mit dem Namen Lemvig. Am Nachmittag besuchten wir diesen Ort und besichtigten das Stadtmuseum, wo die am Morgen angesprochene Geschichte der Stadt nochmal vertieft wurde.

Abends haben wir den Tag mit einer weiteren Gesangsstunde zum Thema Westküste abgeschlossen. Lizz, die Kursleiterin, nahm sich Zeit die Geschichte des Højskolegesangbuches und seine Entwicklung zu erzählen. Danach ist dieses Buch einer ständigen Entwicklung unterworfen. Alle paar Jahre fliegen Lieder raus und neue, meist Lieder der letzten Updateperiode hinzu. Sie erläuterte die Kriterien, nach der die Lieder ausgesucht werden. Das war schon interessant. Die Lieder müssen dänische Texte haben, sich mit dänischen Themen beschäftigen und eingängige Melodien haben. Natürlich wurde dies alles auch mit Beispielen belegt.

Teich hinter der Schule und dem Internat
Typisch dänische Kaffeepause
Die Menukarte