Nørre Nissum – Tag 1

Der Tag begann mit Wassergymnastik im Højskoleneigenen Schmimmbad, während der der Bademeister in netter Form das Wahlergebnisfår das Folketing kommentierte, während wir seine Übungen machten. Es war Wassergymnastik für ältere Herrschaften, naja, aber ich werde wohl dabei bleiben, damit ich mich an das, was da altersmäßig unweigerlich kommen wird, schon mal gewöhnen kann.

Morgensamling mit 5 Minuten Gymnastik schlossen sich ans Frühstück an. Danach

hatten wir Unterricht. Ja, Højskolen sind Schulen mit einem Bildungsauftrag. Wir erhielten einen 90 min. Vortrag die Definition und Probleme von Randgebieten, Udkantsområder, wie es auf dänisch heißt, am Beispiel einer Ortschaft mit dem Namen Lemvig. Am Nachmittag besuchten wir diesen Ort und besichtigten das Stadtmuseum, wo die am Morgen angesprochene Geschichte der Stadt nochmal vertieft wurde.

Abends haben wir den Tag mit einer weiteren Gesangsstunde zum Thema Westküste abgeschlossen. Lizz, die Kursleiterin, nahm sich Zeit die Geschichte des Højskolegesangbuches und seine Entwicklung zu erzählen. Danach ist dieses Buch einer ständigen Entwicklung unterworfen. Alle paar Jahre fliegen Lieder raus und neue, meist Lieder der letzten Updateperiode hinzu. Sie erläuterte die Kriterien, nach der die Lieder ausgesucht werden. Das war schon interessant. Die Lieder müssen dänische Texte haben, sich mit dänischen Themen beschäftigen und eingängige Melodien haben. Natürlich wurde dies alles auch mit Beispielen belegt.

Teich hinter der Schule und dem Internat
Typisch dänische Kaffeepause
Die Menukarte

Struer – Nørre Nissum (18 km)

Was ein Glück, dass wir uns gestern entschlossen haben, nicht am Fjord im Shelter zu schlafen und weiter zum Campingplatz zu fahren. Denn es gab einen strammen Sturm in der Nacht, bei dem unser Zelt weggeblasen worden wäre. Außerdem war das Wetter heute morgen nicht gerade begeisternd, so dass wir froh waren, nur wenige Kilometer fahren zu müssen.

Unser Plan, in Struer zu frühstücken, stellte sich als schwierig heraus, da heute Grundlovsdag (Feiertag: Tag des Grundgesetzes) in Dänemark ist, und fast alles geschlossen ist. Die einzige Möglichkeit war McDonalds. Naja, wenn es keine weitere Möglichkeit gibt, ist man auch mit einem Kaffee von McDonalds und einem Burger zum Frühstück zufrieden. Da es weiterhin regnete, waren wir auch nicht böse drum, zumindest im warmen zu sitzen. Lt. Wetterbericht sollte es später aufklaren. Also war warten angesagt.

Mittlerweile wussten wir auch, wie man bei Jeboda ein Datenpaket buchen musste, denn wir hatten bei McDonalds Internet und viel Zeit, uns mit der Webseite zu beschäftigen.

Die letzten Kilometer bis zur Højskole waren nicht sonderlich begeisternd. Die Hälfte der Strecke war ein Radweg an einer stark befahrenen Straße und der zweite Abschnitt eine Küstenstrasse, auf der etwas weniger Verkehr war, dafür aber der Radweg fehlte. So waren wir froh, als wir am Ziel ankamen. Wir erhielten sofort ein Zimmer, so dass wir duschen konnten, ehe der Kursus begann.

Der erste Tag hat uns dann voll begeistert. Wir sind  zwar die jüngsten Kursus und müssen unseren Tatendrang stark einschränken, denn wir sind auf einer Seniorenhæjskole. Viele sind schwerhörig und fragen immer und immer wieder nach. Auch manche Eigenart der anderen Kursteilnehmer ist gewöhnungsbedürftig. Aber so werden wir wohl auch mal werden und hoffen dann auf die Rücksicht der jüngeren. Aber wie erwartet haben wir viel aus dem Højskolesangbog gesungen. Die Leiterin unseres Kurses ist Musiklehrerin und Powerfrau. Sie findet zu allem die richtigen, manchmal auch deftigen Worte. Sie kennt alle Lieder des Gesangbuches und kann zu jedem Lied die Geschichte erzählen.

Nach dem Abendkaffee versammelten sich natürlich alle vor dem Fernseher, um sich über den Wahlausgang der Folketingswahl, die am heutigen Tag stattgefunden hat,  zu informieren.

Skive – Struer (47 km)

Nachdem wir gestern Abend feststellten, dass wir unsere Datenkarte für mobiles Internet vergessen haben, mussten wir heute morgen versuchen eine Alternative zu finden. Bei der TDC, dem dänischen Pendant der Telekom, versuchte man uns einen teuren Vertrag anzudrehen. Dies bemerkten wir jedoch rechtzeitig und bekamen ohne Probleme unser Geld zurück. An Tankstellen empfahl man uns Lebada, konnte uns aber nur ein Startpaket für die Prepaidkarte verkaufen und keine Bons für ein Datenpaket. Alternativ bot man uns Datenpakete von Lyca an, hatte aber kein Startpaket. Schließlich haben wir ein Startpakke von Lebada gelauft, haben es aber noch nicht ans Laufen bekommen. Damit haben wir fast den ganyen Morgen vertan. Mittlerweile war es Mittag und wir mussten allmählich los, denn wir hatten ein Ziel für den heutigen Tag.

Die Strecke war wunderschön. Im Gegensatz zu gestern flach. Es ging teilweise durch Wälder und Heiden. Herrliche Kirchen lage am Weg. Etwas anstrengend war ein kurzes Stück Kiesweg,
wo wir geschoben haben. Wir wurden aber durch eine herrliche Landschaft entlohnt.In Handsbjerg Marina haben wir uns die Shelter als Übernachtungsmöglichkeit für die Nacht angesehen, uns aber dagegen entschieden. Wir fühlten uns fit genug für weitere 12 km bis nach Struer, um dort auf den Campingplatz zu gehen. Dort trafen wir keine Menschenseele an, die uns einen Platz zuweisen konnte. Da es aber reichlich Platz gabe, man für die Toiletten keinen Code oder Chipkarte benötigte, entschlossen wir uns, unsere Zelt aufzubauen und uns am nächsten Morgen, um die Formalitäten zu kümmern. Der Platz war eigentlich recht schön, lag direkt am Fjord.

Viborg – Skive (45km)

Ein herrlicher Tag. Heute morgen schien die Sonne in unser Zimmer in der Jugenherberge in Viborg. So begann unser erster Tag auf unserer Tour durch Dänemark. So waren wir schnell aus dem Bett und packten unsere Sachen. Wir hatten zum Beginn unserer Tour Frühstück bestellt. Zusammen mit einem anderen Ehepaar waren wir die einzigen Gäste. Es war ein hyggeligt Frühstück.

Hyggelig ist ein Wort, dass in Deutschland oft in Verbindung mit Dänemark gebraucht wird. Man kann es mit gemütlich übersetzen, aber es trifft die Sache nicht so ganz. Ein Bild drückt es vielleicht aus. Dies ist Frühstücksaal  einer Jugendherberge, aber auf allen Tischen stehen Kerzen, die auch noch angezündet waren. Auch für wenige ist ein wenig schöne Stimmung selbstverständlich.

Wie wir heute morgen feststellten, haben wir unsere Badesachen vergessen. Da zwei der Højskolen, die wir besuchen wollen, einen Swimmingpool haben, entschlossen wir uns, in Viborg ein Sportgeschäft zu suchen. Dabei bot sich auch die Möglichkeit eine dritte mögliche PIN, die uns gestern abend noch eingefallen ist, für meine Dankort auszuprobieren. Und sie funktionierte. Somit war ein Problem, das sich gestern aufgetan hatte, gelöst. Wir konnten uns nämlich nicht richtig an die PIN meiner Dankort erinnern, die die ganze Zeit nur in der Schublade gelegen hatte.
Raus aus der Stadt fuhren wir auf einer ehemaligen Bahntrasse. Es ging langsam aber stetig bergauf durch herrliche Landschaften. Wir folgten der Nationalen Route 2. In Løgstrup endete die
Trasse und von hier an ging es ständig ein wenig rauf und runter auf ruhigen Strassen. Die Steigungen blieben aber auch mit unserem Gepäck noch machbar. Jedoch mussten wir Monikas
Gangschaltung ein wenig nachjustieren, denn sie versagte ein paar mal am Berg die Zusammenarbeit.

Ein wunderschönes Stück war der Abschnitt hinter Ømrum Kirke auf dem Sejstrupvej. Die Strasse war zwar ein Kiesweg, aber die Landschaft war herrlich. Dazu dröppelte es zwar ein wenig, aber dafür wurden wir mit einer schönen Landschaft ausgesöhnt. Dank eines Kirchenmitarbeiters hatten wir vorher die Möglichkeit gehabt, die Kirche von Ømrum zu besichtigen.
Andere Kirchen, die vorher angefahren waren, waren verschlossen. Für die Nacht hatten wir bei einer Dame aus dem Verzeichnis Overnating i det fri in der Nähe von Skive angefragt, ob wir bei ihr unser Zelt aufschlagen dürfen. Wir entschieden uns jedoch zuerst in den Ort zum Essen zu fahren und danach zu unserer Schlafstätte, da uns die Alternative Zelt aufbauen und sich anschließend noch mal aufrappeln zu müssen, wenig verlockend erschien. Mittlerweile war das Wetter auch wieder besser geworden, so dass wir den Abend in amregendem Gespräch mit unserer
Gastgeberin genießen konnten.

Auffällig war heute, dass wir so gut wie keiner Menschenseele erst recht keinem Radfahrer oder Radwanderer begegnet sind.
Es ist überall noch sehr ruhig. Man merkt, es ist noch Vorsaison.  Auf dem Campingplatz von Viborg hatten zwar Campingwagen gestanden
aber Personen haben wir keine gesehen, in der Innenstadt war es ruhig gewesen.

Oldenburg – Viborg mit der Bahn

Entgegen allen Ankündigungen waren alle Züge pünktlich, wenn nicht sogar überpünktlich. Wegen der Ankündigungen in der Zeitung, dass heute morgen zwischen Oldenburg und Bremen Züge ausfallen sollen, haben wir uns eine halbe Stunde früher auf den Weg gemacht, nachdem der Wecker ging und wir innerhalb von 45 Minuten aufgeladen hatten und auf dem Weg zum Bahnhof waren. Bremen erreichten wir  dadurch dann einen früheren Metroexpress. Durch Zufall prüfte ich in Hamburg unsere Verbindung, nur um festzustellen, dass unser geplanter Zug nach Viborg eine Viertelstunde früher fahren solle, als ursprünglich ausgedruckt. Wären wir nach Plan zum Bahnsteig gegangen, hätten wir noch die Rücklichter gesehen.

Alles weitere lief beinahe planmässig, so dass wir um 18.00 Uhr in der Jugenherberge eingeckeckt waren. Leider mussten wir bei einem Test meiner Dankort an einer Bank unterwegs feststellen, dass meine PIN nicht funktioniert. Das haben wir in Deutschland nicht ausprobieren können. Mal sehen, ob wir das morgen geklärt bekommen. Nachdem wir unsere Knifften zum Abendbrot gegessen haben, sind wir noch für eine Stunde an den See gefahren, wo wir die abendliche Sonne genossen haben.