Unterbrechung

Wegen einer Infektion mussten wir unsere Tour letzten Sonntag kurzfristig unterbrechen. Kurzentschlossen haben wir uns in den Zug gesetzt und sind nach Hause gefahren, denn im Zelt und bei den doch ziemlich abgekühlten Wetterverhältnissen kann man einen Infekt nicht richtig auskurieren. Die Fahrt nach Hause war leicht machbar, wir waren in einer Stadt mit einem Bahnhof. Aber so (abrupt) darf eine Tour einfach nicht enden. Der Genuß des letzten Tages, des letzten Biers, des letzten Essens nach einer gelungene Tour darf einfach nicht fehlen.

Nachdem die Infektion ausgeheilt ist und wir das ok des Arztes  haben, wollen wir morgen die Tour fortsetzen. Da der Aufwand wieder nach Leeuwarden zu fahren im Verhältnis zu den restlichen vier Tagen aber wirklich zu groß wäre, haben wir uns einen günstigeren Bahnhof gesucht, der schnell und mit wenig Aufwand zu erreichen ist. Der Bahnhof von Hengelo ist von uns aus sehr gut und schnell zu erreichen und wir können nach der Anreise noch einen ganzen Tag radeln. Bei Anreise nach Leeuwarden würden wir einen ganzen Tag verlieren. Unser Ziel Bourtange soll aber das gleiche sein.

Leeuwarden

Eigentlich wollten wir uns heute die Stadt ansehen. Es kam jedoch völlig anders.

Zunächst sind wir morgens zum Verkehrsbüro gegangen, um uns eine Stadtwanderung zu besorgen. Eine der vier möglichen Stadtwanderungen, die man uns in die Hand drückte, haben wir dann auch angefangen. Doch plötzlich sahen wir eine Touristengruppe um einen Führer geschart, von der wir zwei Mitglieder kannten. Sie waren früh morgens mit dem Bus aus Oldenburg gekommen, um sich die diesjährige Kulturhauptstadt Leeuwarden anzusehen, und hatten eine Führung gebucht. Und wir liefen ihnen jetzt über den Weg. Hätte man sich versucht abzusprechen, hätte es wahrscheinlich nicht geklappt, denn wir waren ja in unseren Kommunikationsmöglichkeiten sehr eingeschränkt.

Nach Abschluss der Führung, an der wir eingeladen wurden teilzunehmen, gingen wir mit unseren Bekannten essen und danach in das ehemalige Gefängnis der Stadt, das uns von unseren Gastgebern, aber auch im Touristenbüro empfohlen worden war. Dieses war da nicht mehr in Gebrauch und ist umfunktioniert worden. In einem Gebäudeteil waren im Untergeschoss in den Zellen kleine Geschäfte eingerichtet worden, während  die Zellen im oberen Teil des Hauses als Zimmer für ein Hostel dienten. Leider konnte man diese nicht besichtigen, aberverständlich ist das schon. Ein kleines Museum informierte über verschiedene Insassen des Gefängnisses in seiner aktiven Zeit und erzählte von der Befreiung von Widerständlern im 2. Welt-Krieg. Dieser Trakt des Gefängisses sah immer noch aus wie ein altes Gefängnis, nur eben jetzt fein herausgeputzt. Wie wir abends erfuhren, hat man für andere Teile des Gebäudes noch keine Lösung gefunden, da die Finanzierung unklar ist.

Abends wurden wir von unseren Gastgebern eingeladen, mit ihnen eine Dokumentation über den Besuch der Riesen in der Stadt im Fernsehen anzusehen. Wir haben danach nett zusammengesessen und gequatscht. Dabei bemerkten wir, dass unsere Niederlandkenntnisse allmählich ziemlich aufgefrischt sind und wir wieder ziemlich flüssig an einer Konversation teilnehmen können, wenn es sich um Themen handelt,die wir in den letzten beiden Wochen auch mit anderen schon mal besprochen haben.

Hitzum – Leeuwarden

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen von Kaatsen, einer Sportart die es nur in Friesland gibt und die eine Mischung zwischen Baseball und Tennis ist.
Wir sind also heute morgen früh aufgestanden und haben unser Zelt in die Sonne gestellt, damit es trocknet, denn für heute Abend haben wir ein Zimmer gebucht und werden das Zelt nicht brauchen.

Es war von unserem Campingplatz nicht weit bis Franeker. Da es über Nacht ziemlich kalt geworden ist und wir durchfroren waren, haben wir zunächst eine Bäckerei gesucht und haben ganz in der Nähe der Kirche in einem alten Gemäuer eine wunderschöne Bäckerei gefunden. In dem Raum, in dem wir unseren Kaffee tranken und den Croissant genossen, war eine Ausstellung über die Gewinner des Kaatzens der letzten Jahre. Hier sind hier zum ersten Mal auf diese Sportart aufmerksam geworden. Einem Mitglieder-Blatt des Vereins entnahmen wir, dass alle paar Jahre ein großer Wettbewerb in Franeker stattfindet und Franeker auch ein Museum zum Kaatzen hat.

Zunächst besuchten wir jedoch die Kirche des Ortes. Das Bauwerk war für einen so kleinen Ort schon beeindruckend. Eine Dame erzählte uns von der Geschichte der Kirche. In der Kirche hingen auch jede Menge Monitor, wie wir es bisher nur in einer Kirche in Dänemark kennengelernt haben. Lange haben wir mit der Dame über die Vor- und Nachteile der modernen Technologie in einer Kirche diskutiert.

Den Turnierplatz für das Kaatsen hatten wir schnell gefunden, jedoch das Museum war gut versteckt und kaum auffindbar, dazu war es dann auch noch erst nachmittags geöffnet. Wir entschieden uns, Museum Museum sein zu lassen und weiter zu fahren. Ein paar Orte weiter, wir suchten gerade ein Restaurant, um zu lunchen, kamen wir an einem Turnierplatz vorbei, auf dem Jugendliche und Kinder ein Kaatz-Turnier austrugen. Wir besorgten uns einen Kaffee im Vereinsheim und befragten einen Vater nach den Spielregeln. So richtig haben wir nicht alles verstanden, aber es war schon interessant zuzuschauen. Die Zeit verging dabei wie im Flug.

An einem Kanal entlang ging es dann nach Leeuwarden. Rechts und links von uns sahen wir ständig schwarze Regenwolken. Wir blieben jedoch verschont und hatten zumeist Sonne. Wir suchten unser Quartier auf, stellten uns den Gastgebern kurz vor, duschten und gingen dann in die Stadt. Überall fand man Spuren von den Veranstaltungen zur Weltkulturstadt von Leeuwarden. Auch unsere Gastgeber erzählten begeistert von einer Veranstaltung des vorangegangenen Wochenendes. Riesen waren drei Tage durch die Stadt gegangen. Eine halbe Million Menschen sind nach Leeuwarden gekommen und haben dem Spektakel zugeschaut.
Eigentlich wollten wir essen gehen, fanden jedoch zunächst nur eine gemütliche Eckkneipe, wo wir ein Bierchen tranken, und danach weiter suchten.

Als wir zur Wohnung zurückkamen wurden wir von unseren Gastgebern auf ein Bierchen eingeladen. Die Wohnung sieht von innen aus wie ein ganz normales niederländisches Haus 2 Etagen eine steile Treppe nach oben, man kann von vorne bis hinten durchschauen. Über dieser sogenannten Maisonette, sind dann drei weitere Etagen mit Eigentumswohnung.
Unser Gastgeber 82 Jahre alt hat mit der Pensionierung angefangen zu malen Begeistert stellte er uns sein Atelier seine Bilder vor. Seinen Stil gefällt uns und gern nahmen wir ein paar Postkartendrucke seiner Bilder mit.

Koudum – Hitzum

Da die Wetteraussichten für heute Nachmittag nicht allzu gut waren, haben wir uns heute morgen zügig auf den Weg gemacht. Der Weg war wunderschön und führte uns zunächst nach Bolsward. Hierhin haben wir vor vielen Jahren unsere erste Radtour in den Niederlanden gemacht. Wir waren eine Woche mit einem kleinen Hotelschiff durch Friesland gefahren und sind dann mit dem Rad durch Friesland nach Hause geradelt. Das war damals die erste Pension und auch die letzte die wir besuchten, denn danach lernten wir vrienden op de fiets kennen, eine preisgünstige Möglichkeit für Radfahrer zu übernachten. Eine Gaststätte, in der wir damals auch gegessen haben, wählten wir für unseren Lunch. Die Kirchenruine, die mit einem Glasdach versehen worden ist, so dass man einen Eindruck davon erhielt, wie das Gebäude einmal ausgesehen haben muss, fasziniert uns auch diesmal. Noch war das Wetter gut und man konnte die Sonne durch den dünnen Wolkenschleier erahnen, aber der Wind wurde kräftiger. Gott sei Dank blies er hauptsächlich von hinten so dass wir schnell voran kamen.
Unser Campingplatz in Hitzum ist ganz klein und hat nur 8 Plätze. Hauptsächlich verdient der Eigentümer sein Geld mit dem Zimmern im Haus und zwei Hütten die er draußen hat. Der Zeltplatz ist nur ein kleines Zubrot. Im Haus gibt es einen gemütlichen Aufenthaltsraum, den auch die Camper benutzen dürfen. Dort stand eine Kaffeemaschine und Wasser Kocher, so dass wir uns nach dem Zeltaufbau erstmal einen Kaffee und eine Tasse Tee gönnten. Und dann begann der Regen

. Es regnete recht kräftig und wir nutzten den Aufenthaltsraum als Zufluchtort. Es regnet sich doch aus, sodass wir nach dem Duschen trocken zu unserem Zelt kamen.
Vorher jedoch buchen wir jedoch in Leeuwarden ein Zimmer für 2 Nächte, denn die Wetteraussichten für morgen und vor allem morgen abend sind recht schlecht. Lieber wollten wir den Tag in Leeuwarden verbringen als durch den Regen zu radeln.

Medemblik – Enkhuizen – Stavoren – Koudum

Heute morgen sind wir früh aufgestanden, denn wir wollten die Mittags-Fähre nach Enkhuizen erreichen und hatten noch 22 km vor uns. Ja, mittlerweile sitzen alle Handgriffe und so war das Zelt schnell abgebaut und wir haben am gut ausgestatteten Aufenthaltsraum unseres Campingplatzes unser Frühstück eingenommen. Hier gab es eine voll eingerichtete Küche in der Kantine und sogar einen Switch, so dass man seinen Computer ans Kabel anschließen konnte. Wifi ist Standard auf niederländischen Campingplätzen, aber das war Luxus.

Der Weg nach Enkhuizen war wunderschön und verlief zum Größtenteils direkt auf dem Deich, so dass man sowohl das Ijsselmeer auf der linken Seite als auch das Land rechts sehen konnte. Wir fuhren nochmal am alten Tor vorbei, um ein paar Fotos zu machen und dann zum Hafen, um die Tickets zu kaufen. Zeit für die Stadt hatten blieb keine, wie wir feststellten mussten, da sich am Anleger schon eine Schlange gebildet hatte.

Die Überfahrt nach Stavoren verlief bei schönem sonnigem Wetter sehr ruhig. Auffällig war, dass der Kapitän sein Schiff noch manuell steuerte. Der Kapitän des Schiffes Urk – Enkhuizen hatte dagegen sein Schiff der Automatiksteuerung überlassen. Auch hatte das Schiff aus Urk kaum noch Armaturen im Steuerraum, während der Kahn aus Stavoren, so aussah, wie man es auf Deck erwartet.

Wir sind dann zunächst mal in einem kleinen Café im Hafen von Stavoren, dass wir von früher kennen, essen gegangen. In dem kleinen Dorf war ziemlich viel los. Es hat einen großen Yachthafen und all diese Segler trieben sich in der Stadt herum. Dazu die Kurzzeit Besucher, die mit der Fähre aus Enkhuizen einen Tagesausflug unternehmen.

Nach einem kurzen Einkauf haben wir uns auf den Weg zu unserem Campingplatz gemacht. Wir hatten noch ca 15 km vor uns. Sobald wir aus der Stadt heraus waren, war es sehr viel ruhiger. Der Weg führte durch eine schöne Seenlandschaft auf schmalen Pfad. Immer wieder mussten wir anhalten um Bilder zu machen. Auf dem Campingplatz genießen wir jetzt erstmal die letzten Sonnenstrahlen, denn morgen soll das Wetter schlechter werden.