Die Sonne scheint von einem fast wolkenlosen Himmel. Die Waschmachine läuft und so werden alle Sachen wohl trocken werden. Das Cafe neben der Glasfabrik bietet Frühstück an. Also haben wir zunächst mal lange geschlafen, sind dann ins Cafe, wo es für wirklich wenig Geld ein leckeres Frühstück gab und dann in die Glasfabrik. Zunächst waren wir ein wenig enttäuscht, denn wir hatten die Glasfabrikken, die wir vor 17 Jahren besucht haben, in anderer Erinnerung. Eine Fabrikhalle gab es nicht mehr, nur noch Reste von Maschinen, stattdessen in der Halle Ausstellungen von Künstlern. In einer weiteren neuen Halle ein Museum über die Glasfabrikken in der Umgebung. Von Produktion weit und breit nichts zu sehen. Nach dem Besuch des Museum wussten wir warum. Die meisten Glasfabricken mussten wegen der Billigkonkurrenz nach 2000 dicht machen, so auch Boda Glasbruk. Um die Fabrik wenigsten von der Idee her lebendig zu erhalten, hat die Gemeinde das Gelände aufgekauft und vermietet eine der neuen Hallen an Glaskünstler, die abwechselnd die alte Fabrik zum Leben erwecken. Die beiden Künstler, die zur Zeit dort produzieren, stellten heute eine riesige Art Blumenvase her. Die Produktion hat nahezu 2 1/2 Stunden gedauert. Es fing zunächst recht langweilig an und die beiden waren am scherzen. Es sah nicht nach ernsthafter Arbeit aus. Aber je größer der Glasklotz wurde und auch je schwerer, desto mehr schwiegen sie. Zum Schluss hieften sie eine Glasklotz von fast 10 kg alle paar Minuten in den Ofen, um ihn wieder aufzuwärmen. Zum Ende wurden sie richtig nervös, denn jeder Fehler hätte auch das Ende der mehrstündigen Arbeit bedeutet.
Nach der sehr interessanten Demonstration besuchten wir erneut das Cafe und kamen mit der Besitzerin ins Gespräch über unsere weiteren Pläne. Erst gestern hatten wir unsere Reisepläne geändert auf Anraten einer Dame in der Fabrik, heute änderten wir sie erneut, denn die Cafe-Betreiberin kannte sowohl einen schönen Radweg, als auch einen Campingplatz, der nicht im Verzeichnis aufgeführt ist und meinte Skruv wäre die schönere Fabrik.
Mittlerweise ist alle Wäsche trocken und der Platzwart ist vorbeigekommen. Wir hatten auch mit ihm eine langes Gespräch. Bis vor kurzem waren wir die einzigen Gäste für die Nacht. Soeben ist noch ein dänisches Paar mit zwei Kindern angekommen. Ein wirklich schöner einsamer Campingplatz ganz nach unserem Geschmack.
Monat: Juli 2016
Nybro – Boda Glasbruk
Auch der Campingplatz in Nybro war kein Campingplatz für zwei Nächte, obwohl wir gerne länger geblieben wären, um unsere Wäsche zu waschen. Wir sind jetzt fast vier Wochen unterwegs. Wir haben zwar ab und an, Socken, Stützstrümpfe, Radhose o.ä. schnell am Waschbecken gewaschen. Der Umfang des Sackes für dreckige Wäsche wurde aber immer umfangreicher.
Da heute nur 20 km auf unserem Plan standen, haben wir eine Stunde länger als gewohnt geschlafen. Als wir gerade das Zelt abbauen wollten, begann es zu regnen. Da das Innenzelt schon abgebaut war, hatten wir reichlich Platz in unserem Zelt und ließen uns also nieder, um zu frühstücken. So wollten wir den Regen abwarten. Neben uns lag ein schweizer Pärchen mit einem RangeRover, der nicht ansprang als sie weiter wollten. So verließen wir eher den Campingplatz, obwohl wir mehr zu ordnen hatten als sie. Sie waren am Nordkap gewesen, waren aber ziemlich enttäuscht. Bis auf wenige Stunden, gottlob als sie auf dem Felsen waren, hatten sie nur schlechtes Wetter. Es ist jetzt das dritte Mal, dass wir mit enttäuschten Nordkapbesuchern sprachen. Wir fragen uns, was die Leute, vor allem Radfahrer dorthin zieht, denn die Straße dorthin muss auf dem Rad grausam sein.
Wir haben dann noch im ICA für zwei Tage eingekauft, denn in unserem Zielort BodaGlasbruk wird wahrscheinlich kein Geschäft sein.
Die wenigen 20 km zogen sich. Es ging nahezu ständig ganz leicht bergauf, dazu ein steifer Wind aus Westen. Man konnte fahren, kam aber vom kleinen Ritzel kaum runter. Und so zogen sich die Kilometer. Wir stellten uns vor, was wir heute erlebt hätten, wenn wir uns für die Küstenroute entschieden hätten. Hier gab uns der Wald einen Großteil der Zeit Schutz.
An einem Haus mit der Aufschrift ‚Flohmarkt‘ entschieden wir uns Mittagspause zu machen und unseren Salat aus dem ICA zu essen. Im Garten des Flohmarktbetreibers stand einladend ein Tisch mit Stühlen. Da er ja will, dass Leute seine Garage besuchen, fragten wir, ob wir in seinem Garten zunächst unseren Lunch essen könnten. Wir erhielten die Erlaubnis und besuchten dann den Flohmarkt. Er bot hauptsächlich Glasgefäße, meist aus den 60er, 70er Jahren an. Er konnte uns zu jedem Glas sagen, von welchem Künstler es designt wurde. Für mich waren das einfache Tringläser, die ein wenig fancy aussahen. Für ihn hatte jedes eine Geschichte. Einige waren sogar nummeriert und signiert. Normal verkauft er übers Internet, nur in den Sommermonaten bietet er das Glas in der Garage an.
Wir erreichten Boda Glasbruk leider zu spät für eine Führung. Hier trafen wir jedoch die Schweitzer wieder, deren Auto mittlerweile wieder fahrtüchtig war. In einem nahen Cafe tranken wir einen Cafe und fragten, ob wir kurz mit unserem PC ins die Netzsteckdose nutzen könnten, da wir vor hätten auf dem nahen Campingplatz zu übernachten, glaubend, dass ein so kleiner Platz uns keine Möglichkeit geben wird, unsere Geräte aufzuladen.
Die beiden alten Damen, die den Laden betrieben, hatten viel Mitleid mit uns und gaben uns die Reste aus ihrer Auslage, die sie zuviel gemacht hatten, für Abendessen mit, als es auf 17.00 Uhr zuging und sie den Laden schließen wollten. Gleich haben wir uns revanchiert und für morgen zum Frühstück am nächsten Tag, dass sie anbieten, angemeldet.
Nach ausgiebigem Kartenstudium haben wir uns entschieden, unsere Route zu ändern und nachdem wir den wunderschönen Campingplatz gesehen haben, entschieden wir auch noch eine zweite Nacht zu bleiben. Der Platz besteht aus einer schönen großen Wiese, sehr guten sanitäten Anlagen, einem Waschraum mit einer Waschmachine. Also geeignet zum Waschen, während wir die Fabrik und das Glasmuseum besichtigen. Auf dem Platz sind wir zu zweit. In ziemlicher Entfernig zu uns steht ein kleines Wohnmobil. Wir fragen uns nach welchen Kriterien Urlauber Campingplätze aussuchen. Ein so schöner Platz und völlig ruhig. Vielleicht ticken wir anders.
Kalmar – Nybro
Der Campingplatz in Kalmar hat uns gar nicht gefallen. Zu teuer, schlechte sänitäte Anlagen, kein Auufenthaltsraum, keine anständige Küche. Da sind wir besseres gewohnt bei niedrigeren Preise. Die angebliche TV-Stue war in einem Restaurant und man war gezwungen, etwas zu verzehren. Das Gelände ist zwar schön, aber soviel Geld für Serviceleistungen, die keine sind. Als Radwanderer mit Zelt sieht man die Serviceleistungen auf Campingplätzen anders als Wohnmobilisten oder Camper. Denn je nach Wetterlage freut man sich über einen Aufenthaltsraum. Also zog es uns weiter. Wir haben zusammengepackt und an der Rezeption die Änderung unserer Pläne angegeben und das Geld für die zweite Nacht zurückbekommen.
Zunächst haben wir das Schloss von Kalmar besichtigt. Es ist in dem Zustand von 1560. Die Räume sind zwar renoviert worden, aber vieles ist so wie damals. Sehr positiv aufgefallen ist uns, dass das Personal, die Führer, die Kasse uvm sehr authentisch gekleidet waren. Selbst das Walkie-Talkie war geeignet camoufliert. Ich habe das Mikrofon am Kleid einer Mitarbeiterin zunächst für eine Brosche gehalten. Erst als sie das Walkie-Talkie gebrauchte, um eine Führung zu organisieren, fiel mit das Mikrofon auf.
Da wir ab jetzt im strukturschwachen Raum ohne große Ortschaften unterwegs sind, nutzten wir die Gelegenheit, dass es in Kalmar eine Telia-Butik gab, um uns einen Aufladcode für das Datenhandy zu holen. Eine elend lange Warteschlange erwartete uns in dem Laden. Das Personal hatte die Ruhe weg. Gottlob war ein Kunde ungeduldig und gab mir seine Nummer, ehe er ging, so dass ich in der Warteschlange 6 Plätze aufrückte, was in etwa einen Zeitgewinn von 30 Minuten bedeutete.
Radwege in schwedischen Städten sind sehr gut. Sie sind sehr breit und gut geführt. Aber außerhalb der Städte scheint es keine Radfahrer zu geben. Radwege hören fast immer an der Stadtgrenze auf. Die einzige Ausnahme, die wir bisher erlebt waren, war von Berg nach Linköping. Diese Erkenntnis war uns aber bei der Wahl des Weges aus Kalmar heraus sehr nützlich. Wir folgten einer langen geraden stark befahrenen Hauptstraße nach NNE, der E22. Die kürzester Strecke heraus. Aber sie hatte einen breiten Radweg durch Grünstreifen getrennt. Dann ging es nach Westen ins Landesinnere. Es wurde immer ruhiger und einsamer. Selten sahen wir ein Auto. Auf ruhigem fast ebenen Straßen erreichten wir Nybro. Der winzige Campingplatz war nicht besetzt. Wir riefen den Platzwart an und wurden angewiesen einfach einen Platz zu wählen. Weiterhin verriet er uns das Versteck für die Toilettenschlüssen. Wir wählten einen Platz und führen in die Stadt zum Essen. Das einzige Restaurant, das um 20.30 Uhr noch geöffnet war, war ein Chinese.
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‚Überführung‘ Söderköping – Kalmar
Die Radtour kann jetzt in Kalmar weitergehen. Die Überführung von Söderköping nach Kalmar hat geklappt. Swebus, die Busgesellschaft, mit der wir gefahren sind, stellt Anforderungen an das Gepäck und die Verpackung der Fahrräder, die wir unterwegs nicht gut erfüllen können, und so sind wir nicht ganz unbesorgt zum Busbahnhof von Söderköping gefahren. Wir schon um 9.30 am Busbahnhof gewesen, obwohl der Bus erst um 11.00 Uhr fuhr. Der Inhalt der Fahrradtaschen und Säcke wurde in schwarze Müllbeutel umgefüllt, denn wir durften jeder nur ein Gepäckstück mitnehmen. Die Kette und die Pedale von den Rädern mussten umwickelt werden, damit Gepäckstücke anderer Fahrgäste nicht beschmutzt oder beschädigt wurden. Das ganze hat 90 Min gedauert. Wir sind genau wenige Minuten vor der Ankunft des Busses fertig geworden. Ich war schweißgebadet.
Nach 3 1/2 Stunden erreichten wir Kalmar und haben 50 min gebraucht, um alles wieder so wie vorher zu verpacken. Nach einem Kaffee und dem obligatorischen Einkauf machten wir uns auf den Weg zum Campinplatz. Er hat schöne Wiesen für Zelter und solche, die kein El benötigten. Aber ansonsten der teuerste und der schlechteste Service. Kein Aufenthaltsraum oder TV-Raum, miese Küchen, alte Duschen. Hier werden wir nicht wie ursprünglich geplant zwei Nächte bleiben.
Söderköping – Mem und zurück
Heute haben wir Mem und damit das Ende des Göta-Kanals im Osten Schwedens erreicht – mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lachend, weil wir es ohne große Schwierigkeiten geschafft haben, obwohl wir uns mit unseren 60 Jahren schon manch einen Gedanken im Vorfeld gemacht haben, ob wir uns da nicht überfordern. Klar. Mit den jungen Spunden, denen wir unterwegs begegnet sind, können (und wollen wir nicht) mithalten. Aber Zelten hat uns Spaß gemacht, das Rein- und Rauskrabbeln aus dem Zelt hat keine großen Schwierigkeiten gemacht. Das Auf- und Absteigen aufs Rad geht nicht mehr ganz so fließend, wenn es vollgeladen ist. Nach einem eleganten Sturz am Anfang habe ich besser aufgepaßt. Das weinende Auge, weil das Erreichen von Mem bedeutet, dass es jetzt zurück geht Richtung Trelleborg und Heimat und damit zum Ende des Sabbatjahres.
Heute morgen haben wir zunächst lang geschlafen. Nach dem Frühstück kamen wir mit unseren Nachbarn ins Gespräch. Monika hatte schon vorher gemeint, dass wir sie schon mal getroffen haben. Es stellte sich heraus, dass wir ihnen kurz hinter Mottala am ersten Anstieg hinter der weiten Ebene, die nach Berensborg führte, getroffen hatten. Sie waren im Anstieg und hatten keinen Lust für einen Schnack. Sie sind mit dem Auto unterwegs und machen 2 und dreitägige Radtouren rund um das Auto, da auch sie Schweirigkeiten mit dem Fahrradtransport im schwedischen öffentlichen Verkehr erlebt haben.
Wir sind dann erst in die Stadt nach Söderköping, um den Bushof für die morgige Fahrt mit Swebus nach Kalmar zu suchen. In der nahen Bibliothek haben wir uns unsere Fahrkarte, die uns per Email zugeschickt worden war, ausgedruckt.
Am Kanal in Söderköping gibt es ein Eiscafe, wie wir es in Deutschland fast in jedem Ort haben. Hier in Schweden sind Eiscafes unbekannt. Man bekommt zwar überall Eis, kennt aber keine Eiscafes. Vor diesem Eiscafe war eine lange Schlange. Die Menschen standen dort an, um plaziert zu werden. Die Eisbecher wurden dann unter Ah und Ohs serviert, die Kameras gezückt und fotografiert.
Nach einem Kaffee am Kanal in Söderköping ging es dann die letzten Kilometer nach Mem. Unterwegs war der Weg sehr aufgeweicht. Radler die vorgestern diesen Weg gefahren sind, hatten berichtet, dass der Radweg unter Wasser stand, weil der Kanal Hochwasser führt. Davon war heute nichts mehr zu merken, außer den Reparaturarbeiten, die man sehen konnte. Das Ufer war um wenige Zentimeter erhöht worden. Ansonsten war der Weg heute noch feucht.
Im Mem gönnten wir uns im Cafe ‚Magazin‘ ein leckeres Mittagessen. Danach machten wir noch Film und Fotoaufnahmen von der letzten Schleuse und es ging zurück. An der Schleuse in den Kanal quälte sich ein dänischer Skipper. Wir haben nur gedacht, so, wie das Schiff zu halten versucht, muss er in Sjötorp Arme, wie ein Bodybilder haben. Aber er hat ja noch 48 Schleusen bis Göteborg vor sich, um zu lernen. Spätestens an der Schleusentreppe in Berg, wird er sich was anderes überlegen müssen, wenn er die 7 Schleusen der Schleusentreppe ohne Blasen an den Fingern überstehen will.
Zurück am Campingplatz haben wir angefangen für die Busfahrt umzupacken. Die Taschen müssen in zwei Mülltüten umgepackt werden, da jeder nur ein Gepäckstück plus Handgepäck mitnehmen darf. Das wird morgen spannend.

































