Heuten hatten wir über 50 km vor uns und es waren warme Temperaturen angekündigt. Deswegen sind wir früh aufgestanden und haben den Service eines Frühstücks, den die Jugendherberge anbot, die den Campingplatz in Kristianstad betrieb, angenommen und dort gefrühstückt.
Die ersten 15 km der heutigen Strecke waren phantastisch. Es war erneut ein ehemaliger Bahndamm durch herrliche Landschaft und wir waren völlig allein. Eine schnurgerade Strecke, die wir nach einem kurzen Anstieg erreichten, mit herrlichen Ausblicken. In Tollarp endete der Bahndam am ehemaligen Ringschuppen. Leider hatte man das gesamte Umfeld rund um den Schuppen abgebrochen, so dass nur ‚Bahnfans‘ erkennen konnten, dass dies ein ehemaliger Ringschuppen war. Das Innere des Halbkreises war geteert und diente als Parkplatz.
In Tollarp erledigten wir unsere täglichen Einkäufe und machten an der Kirche eine Pause. Hier hatten wir unseren ersten Kontakt mit dem neuen Online-Spiel ‚Pokemon‘. Wir hatten zwar in den letzten Tagen gelegentlich davon online gelesen, aber selbst nie Spieler erlebt. Hier liefen auf einmal mehrere Jungs irgendwie ziellos im Laufschritt um die Kirche, ihre Smartphones hochhaltend und schienen irgendwas abzuschießen. Verstanden haben wir jedenfalls nicht viel.
Dann erlebten wir am eigenen Leib, warum die Bahnstrecke hier endete. Ein Begrücken erhob sich einen Kilometer hinter dem Dorf und es ging mächig bergauf. Wir mußten zunächst 3 km schieben. Weitere 3 km ging es so steil bergan, dass es im ersten Gang machbar war, aber immer hart an der Grenze, dass man sich überlegte, ob man nicht besser schieben sollte. Als Gegenleistung für die Mühe wurden wir anschließend mit einer langen Abfahrt nach Hörby belohnt. Jedoch machten wir zunächst oben angekommen eine lange Pause, denn es war mittlerweile heiß geworden. In Svensköps fanden wir ein sogenanntes Touristencafe in der Dorfmitte gegenüber von der Kirche. Touristencafe hört sich toll an, war aber nichts anderes als ein Kioskfenster in einem alten Haus und ein paar Bänke dahinter im Garten. Es gab Eis, Waffeln und Kaffee für kleines Geld. Betrieben wurde das ganze von ein paar Jugendlichen, die anscheinend von der Nachbarschaft gesponsort wurden, denn es hing eine Tafel an der Wand mit den Mitbürgern und kleineren Firmen im Ort, die die Idee unterstützen.
Wir haben hier im Garten erstmal unser Zelt ausgepackt, das seit Tagen nicht mehr trocken verpackt worden ist und, obwohl es jeden Tag aufgebaut worden ist, Anzeichen von Stockflecken zeigte. Gestärkt mit Kaffee und Eis und einem kurzen Nickerchen im Schatten machten wir uns an die weitere Fahrt. Bis Hörby hatten wir keine weiteren Steigungen. Rückblickend auf den Tage sind die ersten drei Kilometer hart gewesen, aber unsere Befürchtungen auf ein ständiges Auf und Ab über den Åsen sind nicht wahr geworden.
In Hörby wollten wir essen gehen, konnten aber nichts nach unserem Geschmack finden. So sind wir dann gleich zum Campingplatz weitergefahren, weil uns Schweitzer, die wir in Hörby getroffen haben, erzählt hatten, dass der Campingplatz ein Restaurant hat. Nach der Anmeldung auf dem Campingplatz haben wir deswegen erstmal das Restaurant aufgesucht, denn wir hatten seit dem Frühstück außer Eis und Bananen in Tollarp nichts handfestes mehr zwischen die Zähne bekommen. Die Preise hauten uns ein wenig um, aber der Hunger rechtfertigte die Ausgabe.

Monat: Juli 2016
Bromölle – Christianstad
Wir haben heute morgen unsere Sachen und das Zelt abfahrtbereit zusammengepackt und dann vor der Rezeption des Campingplatzes gefrühstück. Dabei konnten wir uns den Luxus einer Tasse Kaffee zum Frühstück gönnen.
Kurz vor Bromölle hatten wir gestern die Grenze zwischen Skåne und Blekinge überfahren und auch die 1000 km voll gemacht. Heute in Skåne war die Landschaft völlig flach. Wir sind nicht auf dem direkten Weg nach Christianstad gefahren. Das wøren nur ein paar Kilometer gewesen. Stattdessen wollten wir zwei Radwege auf Bahndämmen ‚beradeln‘.Der erste war völlig neu und Teil des Sydostleden, der erst vor wenigen Wochen eingeweiht worden ist und dem wir schon häufig mehr unbewusst als gewollt gefolgt sind. Er führte parallel zu einer bestehenden Bahntrasse. Am Ende sind wir dann nach Norden abgebogen, um einen zweiten Bahndamm zu erreichen, der malerische an einem See entlang führte. Die Straße zum Einstieg in diese Strecke war völlig ruhig und gewährte herrliche Blicke in die Ferne und auf den Ivosjö.
Auf dem Bahndamm am See entlang kamen wir dann an einer Badestelle vorbei und wegen der Hitze entschieden wir uns ein Bad zu nehmen. Jede Menge Anwohner vermutlich aus der näheren Umgebung hatten sich auf der kleinen Wiese am See eingefunden. Diese Badestelle war nicht ganz so flach wie die gestrige. Weiter raus hatte das Wasser dann eine Tiefe von 1.80 m, so dass man bequem schwimmen konnten. Die vielen sonnenverbrannten Besucher der Badestelle deuteten darauf hin, dass es noch nicht zu viele Sonnentage gegeben hat und man die Wirkung der Sonne unterschätzt hat.
In Christianstad besuchten wir zuerst die Kirche. Fast alles, das Kirchengebäude selbst und auch das gesamte Inventar sind der Kircheaus der Zeit 1600 bis 1650. Der Altar ist sehr reformatorisch, calvinistisch. Wie sich herausstellte ist er in Amsterdam in der Hochzeit des Bildersturms gefertigt worden. Das kann man ihm ansehen. Er ist in schwarz-weiß gehalten, schwarz dominiert dabei, keine Bilder, aber viel Text, ganz im Gegensatz zu Kirchen in Nordschweden, die von riesigen Altarbildern geprägt sind und zumeist im 19. Jhd im klassizistischen Stil errichtet eingerichtet wurden.
Die Stadt gefällt uns sehr gut. Sie ist ruhig und weiträumig. Viele kleine individuelle Geschäfte, ein gemütlicher Markt. Wir haben uns sehr wohl gefühlt.
Mörrum – Bromölle
Nebelschwaden lagen über dem Zeltplatz, als wir heute morgen aufstanden. Unser dänischer Nachbar hatte einen großen Teil der Nacht angelnd am Fluß verbracht und nichts gefangen. Er war im Laufe der Dämmerung losgefahren und erst spät nach Mitternach wiedergekommen. Er erklärte uns, dass die Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Fang nicht gut seien. Zu wenig und zu warmes Wasser im Mörrum.
Als wir zu unserer nächsten Etappe aufbrachen, schaffte es gerade die Sonne durch die Nebelschwaden. Die ersten paar Kilometer hinter Mörrum ging es noch durch Wald, aber dann änderte sich die Landschaft total. Wir hatten auf einmal einen weiten Blick über Felder, offene Landschaft. Ein völlig ungewohnter weiter Blick öffnete sich.
Kurz vor Pukavik verfuhren wir uns, weil durch den Bau einer Schnellstraße keiner unserer Karten mehr stimmte. Weder die Papierkarte noch die beiden Karten auf unseren GPS-Geräten. Das war das erste Mal das uns dies geschah. Wir erreichten gegen Mittag Sövelsborg und führen zunächst zur Burgruine. Mit viel Phantasie könnte man sich vorstellen, wie es hier im Mittelalter aussah. Von der Burg aus konnten wir eine beeindruckende Brückenkonstruktion sehen. Sie gehörte zur längsten Fahrradbrücke Europas, wie wir einem Schild entnehmen könnten, als wir dort ankamen. Also auch Schweden können Fahrradbrücken bauen. Man fragt sich nur wofür, bei dem geringen Fahrradaufkommen, das wir hier erlebten. Sövelsburg ist ein kleiner ruhiger Ort mit Charme, der uns besser gefallen hat als Karlshamn. Auf dem Marktplatz fanden wir ein Restaurant und ein Cafe. Da es mittlerweile ziemlich warm geworden war, suchten wir einen Platz, um die Hitze abzuwarten und einen Mittagsschlaf einzulegen. Wir fanden die geeignete Stelle an der Kirche im Kirchgarten.
Nachmittags ging es dann weiter, wie vorher durch offene Landschaften. Wir sahen das erste Maisfeld in Schweden. Bisher hatten wir nur Getreidefelder gesehen. Die Getreideernte ist in vollem Gang. Sogar an Salatfeldern führen wir vorbei. Hier scheinen ganz offensichtlich andere Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft zu bestehen als in den Gegenden, durch die wir bisher gefahren sind, fruchtbarer Boden, höhere Temperaturen.
Unser Campingplatz liegt am See Ivö. Nachdem das Zelt aufgebaut war sind wir noch Baden gegangen. Da der See sehr flach ist, ist das Wasser herrlich warm, aber leider viel zu flach, um ein paar Schwimmzüge zu machen.
Mörrum – Karlshamn – Mörrum
Das Innenzelt war schon abgebaut, als wir beim Frühstück entschieden, einen weiteren Tag in Mörrum zubleiben. Wir hatten alles, was wir brauchen, eine Toilette, eine Dusche im Lachshaus am Mörrum Å und einen ruhigen Campingplatz. Wir haben yeitlich noch etwas Luft und können uns diesen Ruhetag erlauben. Schnell hatten wir auch ein Idee, was wir an diesem Tag machen könnten. Innerhalb von 45 Minuten stand unser Zelt wieder und wir machten uns auf dem Weg nach Karlshamn. Hin fuhren wir erst bis zur Mündung des Mörrum Å, die ziemlich unspektakulär ist. Die kleine Kirche von Ellaholm ganz in der Nähe der Mündung sah interessant aus. Jedoch fand gerade ein Aussegnungsgottesdienst statt , so dass wir die Kirche nicht besichtigen konnten.
In Karlshamn liefen die Vorbereitungen für ein Musikfestival, das heute Abend eröffnet werden wird. Entsprechend groß war das Chaos auf der Droninggatan, der Hauptstrasse durch die Stadt. Verkaufsstände wurden aufgebaut und vorbereitet, eine riesige Bühne errichtet. Wir fuhren jedoch zuerst in den Hafen, dem jedoch die Atmosphäre dänischer oder niederländischer Häfen völlig fehlt. Eine riesige Fabrik mit riesigen Betongebäuden prägt stattdessen das Hafenbild.
Wir fanden am Hafen jedoch ein Restaurant ‚Gourmet grob‘. Teuer aber exzellent. Hier fiel uns auf, dass an allen Tischen Wasser zum Essen getrunken wurde. Sehr angenehm. Es war uns bisher häufiger aufgefallen, dass uns in Restaurants mit Selbstverständlichkeit Wasser zum Essen angeboten wurde, wenn wir ein wenig bei der Bestellung rumdrucksten, weil wir normales Leitungswasser haben wollten. Unser Wunsch war also eher nicht ungewöhnlich sondern entsprach die Normalität. Zum Lunch trinkt man Wasser.
An der Kirche hatten wir im Vorbeigehen auf dem Weg in den Hafen gelesen, dass dort eine Musikandacht stattfinden sollte, und außerdem ein Kirchen-Cafe rund um die Kirche geöffnet sein soll. Ein Paar mit ausgezeichneter Stimme sang und erzählte in dieser Andacht, die wir nach dem Essen also aufsuchten, von ihrem. Glauben. Er spielte ausgezeichnet Guitarre. Der Garten mit dem Kirchencafe rund um die Kirche war trotz der Unruhe rund herum wegen der Festivalvorbereitungen ein Platz der Ruhe. Viele saßen bei einer Tasse Kaffee und Keksen und genossen einfach die Sonne und die Wärme, die wir die letzten Tage vermisst hatten.
Nach einem kurzen Besuch im Kulturkvarter, einem alten ursprünglich gebliebenen Stadtteil machten wir uns wieder auf den Weg nach Mörrum. Dort nahmen wir schnell am Lachhaus eine Dusche und ab zum Campingplatz. Da wir beim Buffet kräftig zugeschlagen hatten verzichteten wir auf das Abendessen.
Fridafors – Mörrum
Neben dem Kraftwerk von Fridafors haben wir super geschlafen. Es hat uns mit seinem konstanten Summen in den Schlaf gebrummt.
Da die Gruppe in den Ferienhäusern Frühstück bekam, haben wir gefragt, ob wir auch Frühstück bekommen können. Dies war möglich. Es war ein sehr einfaches Frühstück, aber für uns eine Abwechslung.
Kurz hinter Fridafors erreichten wir auf dem Bahndamm die Grenze zwischen Blekinge und Småland. Bis hier reichte einmal Dänemark.
Das Industriemuseum von Emmamola, an dem wir als nächstes vorbei kamen war geschlossen. Nur nach Voranmeldung und für Gruppen war angeschlagen und zu lesen. Von einem Mitarbeiter wurden wir recht schroff abgewiesen, mit dem Hinweis, wann anders wieder zu kommen. Da wir auf unseren bepackten Rädern saßen und ganz offensichtlich auf der Durchreise waren, fand ich das ein wenig unverschämt. Wir erfreuten uns jedoch an der kleinen Ausstellung am Bahnhof, die liebevoll gemacht war.
Kurz darauf trafen wir ein radreisendes Pärchen. Österreicher. Nach einem kurzen aber ergiebigen Erfahrungsaustausch, wir fuhren ja jeweils in Sie Richtung aus der der andere gerade kam, ging es zügig weiter durch eine sich langam ändernde Landschaft. Sie war weiter und weniger schroff.
In Svengsta verließen wir den Bahndamm, um nach Mörrum zu fahren. Mörrum ist das Zentrum der Lachfischerei am Mörrum Å. Leider haben wir keine Lachsfischer gesehen. Auf einer Karte der Fischereizonen entdeckten wir zwei Campingplätze. Auf Nachfrage in der Fischereistation erfuhren wir, dass dies einfache Campinplätze nur mit Trockentoilette für Angler seien, ohne jeden weiteren Service, die wir aber gerne nutzen könnten. Zum Duschen bot man uns die Dusche an der Lachs-Station an, das wir gerne annahmen, da es gestern auf Fridafors keine Duschmöglichkeit gab. Wir schauten uns beide Plätze an und machten auch einen Spaziergang am Mörrum und sind jetzt hundemüde. Heute hat es im übrigen nicht geregnet uns wir haben nicht gefroren.
















































