Noch nicht wieder im alten Trott

Sechs Wochen lang stand unser Tagesablauf ziemlich fest: Ca 6.30 Uhr Schlafsack einpacken – anziehen – Isomatte zusammenrollen – Fahrräder aufschließen – Taschen packen – Innenzelt abbauen – 8.00 Uhr Früstücken – Außenzelt abbauen – Zähneputzen – 9.30 Uhr einkaufen – 10.00 Uhr unterwegs sein – ankommen am neuen Campingplatz und wieder alles auspacken. Alles lief wie am Schnürchen, nach kurzer Zeit saßen die Handgriffe auch in der zeitlichen Abfolge und wir mußten nicht groß nachdenken. Heute morgen saß ich auf der Bettkante und überlegte mir, wie ich den Tag rumkriege. Darüber habe ich mir in den sechs Wochen nie Gedanken machen müssen. So ist es uns nach jedem unserer Radurlaube bisher gegangen und es ist jedesmal eine seltsame Erfahrung, wie Routinen Sicherheit geben können und ihr Entfallen für Unsicherheit sorgt.

Fahrt zur Fähre

Wir sind wieder zurück daheim. Was gibt es noch über den letzten Tag, also die Fahrt zur Fähre in Trelleborg  zu berichten?

Zunächst mal habe ich mich beim Aufsteigen auf das Rad noch mal lang hingelegt. GottseiDank hatte ich meinen Helm schon an, denn ich bin kräftig auf eine Bank, die hinter mir stand aufgeschlagen. Das hätte am letzten Tag ganz schön schief gehen können.

Es war eine öde Fahrt an einer stark befahrenen Straße, aber auf einem seperaten Radweg. Einen so schönen und langen Radweg hatten wir in den ganzen sechs Wochen nicht erlebt. In den schwedischen Städten gibt es zwar phantastische und vor allem breite Radwege, aber sobald man die Stadt verläßt ist Schluss. Wir haben alleine einen Radweg an einer Landstraße erlebt und zwar zwischen Berg und Söderköping. Der Radweg von Trelleborg paralell zur Landstraße wahrscheinlich komplett bis Ystad ist also schon etwas besonderes.

Wir sind dann in Trelleborg sofort zur Rederei gefahren, da wir schon die Nachfähre nehmen wollten, obwohl wir ein Ticket für den nächsten Tag in der Tasche hatten. Aber für den Abend war Regen angesagt und wir hatten am Morgen eigentlich zum ersten Mal in den Wochen das Zelt trocken weggepackt. Und da hatten wir einfach keine Lust zu, uns abends nochmal in den Regen zu setzen, morgens naß einzupacken. Wenn also eine Kabine frei sein sollte, wollten wir versuchen die Nachfähre zu nehmen.

Es war die deLuxe Kabine frei. Aber zunächst mußten wir noch ein paar Stunden in der Stadt verbringen. Uns fielen die vielen Pokemon-Jäger im Park auf. In der guten Stunde, die wir dort saßen, sind bestimmt 30 Personen an uns vorbei gegangen, Smartphones in der Hand und tapperten kreuz und quer über die Wiesen. Da Pokemon-Go erst vor gut zwei Wochen freigegeben worden ist, also nach unserer Abfahrt, ist dieser Hype bis hierher völlig an uns vorbeigegangen. Wir haben davon gelesen, aber das war es auch.Hier kamen wir zum ersten Mal richtig in Berührung damit.

Die DeLuxe-Kabine war nach 6 Wochen radeln und Zelt wirklich deluxe. Eine richtige Dusche, die nicht nach ein paar Minuten abschaltet, ein richtiges Bett, viel Platz, um sich auszubreiten, das war ungewohnt und ein voller Genuß.

Und jetzt müssen wir unsere Klamotten sortieren, waschen, sichten, verpacken, damit wir sie im nächsten Jahr einfach nur aus dem Schrank nehmen müssen und wieder los können. Pläne sind gemacht. Ob es dann so wird, kann im Moment keiner ahnen, denn bis dahin kann noch viel geschehen. Aber wir haben eine Perspektive. Dieser Urlaub hat Appetit auf mehr gemacht. Obwohl wir nicht mehr die Jüngsten sind, hat es wunderbar geklappt. Wegen der Auf- und Abstiegsprobleme muss zwar ein neues Rad her, das hilft, die Stürze zu vermeiden. Aber ansonsten schauen wir nur positiv auf diesen Urlaub zurück. In den nächsten Wochen werden jetzt noch die Bilder eingefügt.

Ruhetag in Bingsmarken

Wir haben Tickets für die Fähre übermorgen von Trelleborg nach Travemünde. Bis Trelleborg sind es aber nur noch 24 km. Das ist locker in zwei bis drei Stunden zu schaffen. Als können wir in Ruhe heute einen Pausetag einlegen. Gestern haben wir kurz der Plan diskutiert, früher zu fahren und eine Nachtfähre zu nehmen. Aber diesen Plan haben wir schnell wieder verworfen.

Also haben wir heute morgen zunächst lang geschlafen. Nach dem Frühstück  sind wir 6 km nach Abekås gefahren. Man konnte wunderbar auf einem separaten Radweg an der Landstraße entlang fahren. Dort hatten wir Lust auf einen Kaffee und haben sofort  das  Havnerestaurant aufgesucht. So richtig hatten wir keine Lust noch weiter zu fahren bloß um des Fahrens willen und nach einem Blick in die Speisekarte entschieden wir uns, im Havnerestaurant auch noch zu Mittag zu Essen. Die Preise lagen zwar etwas über dem Budget, das wir uns pro Tag gesetzt hatten. Aber nach 6 Wochen hatte die Finanzministerin in unserer Zweiergruppe einen ziemlich guten Überblick über den Stand unseres Urlaubskontos und meinte, dass wir uns das Essen leisten könnten.

Unsere tägliche Routine der letzen Woche bei sonnigem Wetter sah danach den Mittagsschlaf vor. Aber von der See blies ein kräftiger und kalter Wind, so dass wir einen windschattigen Platz suchen wollten. Der schönste Platz, direkt hinter großen Steinen der Uferbefestigung war leider belegt. Wir haben uns also auf die Suche gemacht, nichts gefunden. In der Zwischenzeit ist unser bevorzugter Platz geräumt worden und wir nahmen ihn sofort ein. Hier lagen wir in der Sonne und waren windgeschützt. Als der Wind dann gegen 16.00 Uhr nachließ, entschied ich mich noch baden zu gehen. Das war jedoch nicht eingeplant gewesen, und so lag die Badehose in Bingsmarken im Zelt. Also musste ich notgedrungen skinnydippen. Gerade zu diesem Zeitpunkt war mal keiner an der Badestelle. Ein Pullover diente anschließend als Handtuch. Bei dem warmen Wetter und der jetzt gehenden leichten Briese war alles schnell verdunstet und nicht viel abzutrocknen.

Zurück am Campingplatz fanden wir in der Tiefkühltruhe des Camping-Platz-Kiosks ein paar Fertiggerichte, die man in der Mikrowelle zubereiten konnten. Das war jetzt nach unserem Geschmack. Und so war das Abendessen gerettet.

Nicht weit von uns hatten im Laufe des Tages weitere Radler ihre Zelte aufgebaut. Drei Räder mit Anhängern und zwei Einzelräder, eins davon ein Kinderrad, sind uns sofort aufgefallen. Jedoch trafen wir erst abends die Besitzer am Zelt an. Ein Ehepaar mit ihren drei Kindern, der jüngste 5 Jahre, der älteste 14 Jahre, die gerade von der Fähre gekommen waren. Schnell fanden  wir einen Draht zueinander, schmissen Getränke und Knabbersachen zusammen und setzten uns zusammen, um unsere Erfahrungen auszutauschen. Unsere Radtourerfahrungen mit Kindern sind zwar schon 18 Jahre alt, aber wir hoffen trotzdem nützlich Tipps gegeben zu haben. So rieten wir wir von einer Fahrt nach Norden auf Grund unserer gestrigen Erfahrung ab. Den würde der 5 jährige Felix wahrscheinlich nicht genießen können. Wir fanden es mutig, einen 5-jährigen schon alleine Radeln zu lassen. Auch wenn auf schwedischen (Neben-)Straßen wirklich nicht viel los ist, so hatten wir doch die eine oder andere unangenehme Situation, z.B. die Überquerung der E25 im Glasreich. Ungewöhnlich lange saßen wir zusammen, Felix war mittlerweile auf dem Schoß seiner Mutter eingeschlafen, und es war dunkel, als wir ins Zelt krabbelten. Dies war ein angemessenes Ende für unsere Radtour durch Schweden.

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Sjöbo – Bingsmarken

War das heute eine Achterbahnfahrt. Wir hatten von Sjöbo bis Bingsmarken ca 45 km vor uns und sind deswegen früh aufgestanden. Einige wenige Kilometer am Anfang waren eben, aber unbefestigt. Teilweise war es eine ehemalige Landstraße neben einer neuen Schnellstraße, die die Radfahrer sich zurückerobert hatten. Es gab keine Anschlußübergange an vorhandene Straßen, nur kurze holprige Pfade, die die alte Landstraße mit der neuen Straße verbanden.  Teilweise waren die paar Meter mit beladenem Fahrrad schwer zu überwinden. Aber es war besser als auf der Schnellstraße fahren zu müssen. Danach begann die Achterfahrt. Ein ständiges Rauf und Runter. Manchmal konnte man noch ein wenig Schwung mitnehmen von der letzen Abfahrt und konnte noch kurz vor dem Höhepunkt der nächsten Steigung in den kleinsten Gang zu schalten. Teilweise hieß es aber auch kurz vor der Spitze absteigen, wenige Meter schieben und dann wieder aufsteigen. In Korby haben wir nach gut 20 km Pause an der Kirche gemacht. Es war, wie in den letzten Tagen, erneut sehr warm geworden. Eine beeindruckende Kirche. Wir fanden einen Platz an einem kleinen Baum, der uns Schatten spendete. Erstmal haben wir geschlafen und uns von der Anstrengung erholt, ehe wir Lust fanden, uns die Kirche anzusehen. Kurz vorher hatten wir einen bäuerlichen Verkaufsladen entdeckt, bei dem wir ein Eis bekamen. Aber ansonsten auf dem ganzen Weg kein Einkaufsladen, keine Restaurant oder Cafe. Wir sind also auch hier in strukturschwachem Raum.

Nach der Pause ging es weiter. Wir kamen an einem Schloss vorbei. Laut einem Schild mit Restaurant ganzjährig geöffnet, aber es war geschlossen. Kurz vor dem Campingplatz kamen wir an einer Art Frittenbude vorbei, asiatisches Essen und Pizza. Hier bekamen wir ein Stück Apfelkuchen und einen Kaffee. Mittlerweise waren wir in flachem Gebiet angekommen. Wir genossen die weiten Blicke über das Land. So fielen uns die letzten paar Kilometer nicht mehr so schwer.

Der Campingplatz ist ein Küstencampingplatz, kein Genuss, aber wir fanden ein Plätzchen für unser Zelt.

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Hörby – Sjöbo

Da wir gestern lange bergab gefahren sind bis zum See Östra Ringsjön in der Nähe von Hörby, wussten wir, heute müssen wir wieder raus aus der Tallage auf den nächsten Bergrücken. Genauso war es. Doch zunächst mussten wir, nachdem wir zwei Kilometern gefahren waren, noch mal zurück zum Campingplatz, denn M. hatte ihre Fahrradhandschuhe auf ihr Gepäck auf dem Fahrrad gelegt und vergessen, sie anzuziehen. Einer lag nach 2 km noch brav auf der Tasche, aber einer fehlte. Also den Weg absuchen. Kurz vor dem Campingplatz fanden wir ihn dann.
Nach zwei Kilometern flache Strecke ging es bergauf. Heute mussten wir im Unterschied zu gestern nur zwei Kilometer schieben und dann drei Kilometer im kleinsten Gang fahren. Aber danach war es flach, bis uns die Mittagshitze ausbremste. Heute fanden wir kein Touristencafe, sondern nur einen Baum an einem Kinderspielplatz, der uns zwei Stunden Schatten spendete. Gottlob waren wie danach gut gestärkt, denn danach folgten zehn Kilometer Schotterpiste. Wie wir später der Karte entnahmen, ist dieser Ecke von Skåne wohl so strukturschwach, dass es keine befestigte Durchgangsstrasse selbst zwischen den einzelnen kleinen Ortschaften gibt. Die dauernden Bodenwellen nervten und wir mussten auf dem losen Schotter mit höchster Konzentration fahren. Ständig brach das Hinterrad aus. Die schöne Landschaft konnten wir kaum geniessen. Dafür wurden wir aber anschließend mit einer drei Kilometer langen Abfahrt auf einer schnurgeraden Chaussee zum Kloster Öved. belohnt. Eine Badestelle am See kurz hinter der Ortschaft konnte keine Begeisterung wecken. Es war dreckig und ungemütlich. Ich bin daher alleine kurz ins ziemlich dreckige Wasser und wir sind weiter gefahren.
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